Literatur und Gesellschaft

Neue Straftatbestände auf EU-Ebene öffnen der Gesinnungsjustiz Tür und Tor. Die Leugnung eines gerichtlich als Völkermord deklarierten Ereignisses ist bereits strafbar; die Leugnung kommunistischer Verbrechen könnte es demnächst werden. Am Beispiel des jugoslawischen Bürgerkriegs in den 1990er Jahren und des Mordes an den Armeniern im Osmanischen Reich zeigen die Referenten die Schwierigkeiten einer solchen Politisierung von Geschichtsschreibung und nicht mehr hinterfragbarer Instrumentalisierung. Doğan Akhanlı hat als türkischer Schriftsteller den Völkermord an den Armeniern gegen das staatsoffizielle Leugnen und Verschweigen thematisiert. Historiografie war und ist immer politisch, ihre Verrechtlichung würde jede Chance für alternative Konzepte kriminalisieren. Gerade darum ist eine kritische Auseinandersetzung mit diesen Entwicklungen notwendig.

Referenten: Dr. Hannes Hofbauer, Journalist (Wien) und Doğan Akhanlı, Schriftsteller (Köln)
Moderation: Dr. Stefan Bollinger