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Heft 68/2: Benjamin, Brecht, Trotzki (Teil 2/2)

Von: Helmut Dahmer

Heft 68/2: Benjamin, Brecht, Trotzki (Teil 2/2)

Reihe "Philosophische Gespräche", 2024, Heft 68/2, 60 S.

Das vorliegende Doppelheft 68/1 und 68/2 enthält die verschriftlichte und erweiterte Fassung des Vortrages von Prof. Helmut Dahmer am 14. März 2024 in der „Hellen Panke“. Am Beispiel Walter Benjamins zeigt Dahmer, dass dessen Sprachphilosophie (die „Lehre vom Ähnlichen“) unter dem Eindruck der Lektüre von Trotzkis Revolutionsgeschichte zu einer Theorie historischer Analogien umgestaltet wurde, die in Benjamins berühmten geschichtsphilosophischen „Thesen“ von 1940 vorliegt. Wir bedanken uns beim Referenten dafür, dass er mit der hier vorliegenden Publikation den Inhalt des Vortrags einem breiten Leserkreis zur Verfügung stellt. Da das Textmanuskript zu umfangreich für ein Einzelheft war, haben wir uns zu diesem Doppelheft entschieden.

Autor: Prof. Dr. Helmut Dahmer, Soziologe, wurde 1973 promoviert und lehrte ab 1974 als Professor an der Technischen Universität Darmstadt. Seit seiner Pensionierung 2002 lebt er als freier Publizist in Wien. Er ist Herausgeber mehrerer kommentierter Trotzki-Bände.

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Inhalt Heft 68/2
Benjamin und die Analogie
    Teil III
    Teil IV
Walter Benjamins „Thesen“
Anhang
Bertolt Brecht und der Stalinismus (1973)
Max Horkheimer (1895–1973) (2023)
Literatur

Die Teile I und II dieses Aufsatzes und weitere Texte sind in Heft 68/1 abgedruckt, dass separat zu bestellen ist.

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LESEPROBE

III

Terry Eagleton hat (1981) – wohl als erster – darauf aufmerksam gemacht, dass Benjamin und Trotzki, was die politischen und künstlerischen Grundfragen ihrer Epoche anging, ähnliche Positionen vertraten,[1] zugleich aber davor gewarnt, Benjamins Bedeutung zu überschätzen.[2] In Benjamin und Adorno sieht er „modernistische“ Marxisten, im Unterschied zu den aufklärerisch-rationalistischen Marx, Engels, Lenin, Trotzki und Lukács. Benjamins Konzeption von Gesellschaft (oder von „Basis“ und „Überbau“) sei durch zwei einander widerstreitende Deutungen („Tendenzen“) bestimmt: die technologische und die kulturalistische. Im Weiteren formuliert Eagleton eine einigermaßen verständnislose politische Kritik, nicht nur an Benjamins „früher ultralinker Apokalyptik“ im Geiste Sorels, sondern auch am „revolutionären Messianismus und an der politischen Poesie“ seiner Thesen „Über den Begriff der Geschichte“[3]: „Zwischen der Intervention der Massen und der Ankunft des Messias gibt es [bei Benjamin] kein Drittes. Der revolutionäre Prophet ersetzt die revolutionäre Partei. Er erfüllt wohl die Aufgabe der Erinnerung, wird aber seinen theoretischen und organisatorischen Aufgaben nicht gerecht […]. Trotzki verfügt über ein Übergangsprogramm[4] [das von Minimal- zu Maximalforderungen überleitet], bei Benjamin hingegen gibt es nur die >Jetztzeit<.“[5] Was bei Benjamin nur ein Bild war – „die schockierende Konstellation disparater Epochen“ –, habe Trotzki 1906 in seiner Prognose einer Arbeiterrevolution im rückständigen Russland vorweggenommen und später, in seiner Schrift Die permanente Revolution, zu einer politischen Strategie weiterentwickelt.[6] Eagletons Versuch, die Kombination verschiedener historischer Entwicklungsstufen in der Oktoberrevolution einmal à la Benjamin zu formulieren, ist misslungen (und zeigt sein Unverständnis für Benjamins Theorie der revolutionären Konstellation, in die bestimmte Gegenwarten mit bestimmten Vergangenheiten treten). Da ist von der „homogenen Zeit der bürgerlichen Revolution“ die Rede, und der „Tigersprung ins Vergangene“ landet – ausgerechnet – im „archaischen Feudalismus des zaristischen Russlands“… [7] Trotz seiner Kritik betont Eagleton aber dann doch die Bedeutung der Benjaminschen Komponente in einer möglichen Kombination der „Permanenten Revolution“ mit den „Geschichtsphilosophischen Thesen“: „Interpretiert im Rahmen der permanenten Revolution, ist Benjamins Anti-Historizismus nicht bloß eine verpflichtende Konzeption. Ihre Reaktivierung in unserer Zeit kann – im Wortsinne – zu einer Garantie unseres Überlebens werden.“[8]

Michael Löwy hat eine Reihe von deutschsprachigen, jüdischen Intellektuellen porträtiert[9], die im frühen 20. Jahrhundert in der verdrängten, darum unerledigten Geschichte der Unterdrückten ein Reservoir von Erfahrungen entdeckten, die ihnen – aktualisiert, also ins Verhältnis zur Gegenwart gesetzt – die Möglichkeit eines Auswegs aus der Katastrophen- und Mordgeschichteverhießen.[10] Der Protagonist dieser kleinen Schar von Philosophen und Literaten, die leidenschaftlich „wahlverwandte“ Motive der romantischen Kritik der kapitalistischen Moderne, des revolutionären Anarchismus und des jüdischen Messianismus zu bündeln oder zu legieren suchten, war Walter Benjamin, der es liebte, in Extremen zu denken.[11] Seinem politischen „Programm“ ist das 6. Kapitel in Löwys Galerie der libertär und messianisch gesonnenen Revolutionsdenker gewidmet.[12] Benjamins „enge Verbindung von Messianismus und anarchistischer Utopie“, schreibt Löwy, „hat ihre Wurzeln in der Fortschrittskritik der Neuromantik. […] Der >gestaltlose(n) Fortschrittstendenz< stellt [Benjamin] die kritische Macht utopischer Bilder gegenüber, die Französische Revolution des Jahres 1789 oder das messianische Königreich.“[13] In Benjamins „geistige[m] Werdegang“ finde man „eine ungewöhnliche Kontinuität im Hinblick auf bestimmte tragende Themen seiner Schriften […]“[14], von dem 1914/15 entstandenen Aufsatz über „Das Leben der Studenten“ bis zu den Thesen „Über den Begriff der Geschichte“ (von 1940).[15] Demonstrieren lässt sich das unter anderem anhand der in Benjamins Texten wiederkehrenden Bezüge auf anarchistische Theoretiker (von Fourier über Bakunin und Blanqui zu Sorel) und Theoreme. Die Universität, klagte er im ersten Kriegsjahr (1914/15), sei nicht mehr eine „Stätte der beständigen geistigen Revolution“, sondern eine „Berufsschule“, die die Studenten in der „irrationale[n] Wartezeit auf Amt und Ehe“ durchlaufen. Darüber verfehlten sie ihre eigentliche Aufgabe, „das Künftige aus seiner verbildeten Form im Gegenwärtigen erkennend zu befreien“ und – wie er unter Berufung auf Tolstoi forderte – einem „völligen Neuaufbau“ sich zu widmen.[16] Von der Kritik des Mikrokosmos der Universität ging Benjamin 1921 – unter Berufung auf Georges Sorel und dessen Kult der Gewalt – zu derjenigen von Parlament und Staat über.[17] „Bezeichnenderweise“, hieß es da, „hat der Verfall der Parlamente von dem Ideal einer gewaltlosen Schlichtung politischer Konflikte vielleicht ebensoviele Geister abwendig gemacht, wie der Krieg ihm zugeführt hat. Den Pazifisten stehen die Bolschewisten und Syndikalisten gegenüber. Sie haben eine vernichtende und im ganzen treffende Kritik an den heutigen Parlamenten geübt.“[18] Benjamin schließt sich im Folgenden Sorels Unterscheidung des (nur) politischen Generalstreiks[19] vom „proletarischen“ an und erläutert: Dem „politischen Generalstreik gegenüber (dessen Formel übrigens die der verflossenen deutschen Revolution [von 1918] zu sein scheint), setzt der proletarische sich die eine einzige Aufgabe der Vernichtung der Staatsgewalt.“

„Während die erste Form der Arbeitseinstellung Gewalt ist, da sie nur eine äußerliche Modifikation der Arbeitsbedingungen veranlaßt, so ist die zweite als ein reines Mittel gewaltlos. Denn sie geschieht nicht in der Bereitschaft, nach äußerlichen Konzessionen und irgendwelcher Modifikation der Arbeitsbedingungen wieder die Arbeit aufzunehmen, sondern im Entschluß, nur eine gänzlich veränderte Arbeit, eine nicht staatlich erzwungene, wieder aufzunehmen, ein Umsturz, den diese Art des Streikes nicht sowohl veranlaßt als vielmehr vollzieht. Daher denn auch die erste dieser Unternehmungen rechtsetzend, die zweite dagegen anarchistisch ist.“[20]

Löwy schreibt (überaus vorsichtig), Benjamins „mehr oder weniger heimliche Empfänglichkeit für die Anliegen der Anarchisten könnte vielleicht auch erklären, warum seine Einstellung der UdSSR gegenüber trotz aller Sympathie kritisch [blieb]“, und erwähnt Benjamins Einschätzung der politischen Situation im Moskauer Tagebuch vom Winter 1926/27, die derjenigen der Linken Opposition nahekam. „Benjamins Interesse an den Schriften Trotzkis bleibt auch nach dessen Verbannung aus der UdSSR bestehen […]“, wie seine Lektüre von Trotzkis Autobiographie und der Revolutionsgeschichte zeige.[21] Löwy kommt dann auf einige in den Jahren 1933-35 entstandene Schriften Benjamins, des messianischen Anarchisten, zu sprechen, die „im Widerspruch zu den wichtigsten Aussagen seines Gesamtwerks“ stehen, nämlich „progressistisch“, technik- und sowjetfreundlich orientiert seien.[22] Die (zeitweilige) Anlehnung „an eine Fortschrittsgläubigkeit und Technologieverherrlichung sowjetischer Prägung“ ende jedoch mit den Moskauer Prozessen, „die von ihm perplex verfolgt wurden“. „Er macht die Bekanntschaft Pierre Missacs und diskutiert mit ihm über Trotzkis Werk >Die verratene Revolution<, dem [Missac] in seiner Zeitschrift >Cahiers du Sud< (Nr. 196, August 1937) eine wohlwollende Rezension gewidmet hatte.“[23] Missac vermerkte in dieser Besprechung das einzigartige Schicksal des Autors und den Gedankenreichtum seiner Analyse, die den Problemen des Aufbaus des „Sozialismus“ in einem Lande und den Chancen der internationalen Revolution gewidmet war.[24] Missacs nachdrückliche Empfehlung der Lektüre von „Trotzkis schwierigstem Buch“ (Deutscher)[25] war nicht allein „wohlwollend“, sondern vor allem couragiert, denn er veröffentlichte sie auf dem Höhepunkt des von Stalin entfesselten Massenterrors[26] und der – gerade auch von der französischen KP propagierten – hysterischen Kampagne gegen den „Volksfeind“ Trotzki.[27] Auf diese, in den anderthalb Jahren, seit Trotzki die Verratene Revolution abgeschlossen hatte, entstandene Situation ging Missac so wenig ein wie auf Trotzkis (ebenfalls im Oktober 1936 veröffentlichte) Artikelsammlung Où va la France?[28] Im Anschluss an seine Lektüre der Verratenen Revolution hob er (S. 440) die Bedeutung von Faktoren wie „gesellschaftliches Bewußtsein“ (oder „Utopie“) und „persönliche Verantwortung“ hervor. Auch Stalin, „den Mann des Thermidors“, und seine Handlungen könne man, Trotzki zufolge, nicht einfach damit entschuldigen, dass er nur ein Spielball übermächtiger gesellschaftlicher Zwänge sei. Abschließend warf Missac – offenbar im Hinblick auf den spanischen Bürgerkrieg – die Frage auf, welche Rolle die kleine trotzkistische Organisation bei der Vorbereitung einer künftigen Revolution und im Fall eines neuen Krieges spielen könne und wie sich die (derzeitigen) Führer der UdSSR dazu stellen würden: „Würden sie [nicht] einen militärischen Erfolg im Rahmen der bestehenden Verhältnisse der Schaffung eines dem ihren überlegenen [sozialistischen] Regimes vorziehen, das [ihre Herrschaft] von Links her gefährden würde?“ Trotzkis Verdienst sei es, diese Frage gestellt zu haben. Die Lektüre seines Buches schleudere den Leser direkt in den Strudel der aktuellen Weltereignisse.

 

[1] „Die – für die >Volksfront<-Kultur so charakteristische – Vorstellung, die Geschichte bestehe in einer triumphalen Anhäufung kultureller Schätze, war Benjamin verhasst.“ Eagleton, T. (1981): Walter Benjamin or Towards a Revolutionary Criticism. London (Verso) 2009, Kap. 6, S. 173.

[2] „Trotzki war einer der beiden bedeutendsten marxistischen Revolutionäre des zwanzigsten Jahrhunderts, ungleich relevanter für die Entwicklung und das Schicksal des Sozialismus als ein der Mystik zugetaner, politisch [schwerfälliger] Kunstkritiker der Weimarer Republik.“ Ebd., S. 174.

[3] Benjamin [1940]: „Über den Begriff der Geschichte.“ Gesammelte Schriften, Bd. I.2, Frankfurt (Suhrkamp) 1974, S. 691-704.

[4] [Trotzki (1938): Der Todeskampf der Kapitalismus und die Aufgaben der Vierten Internationale. Das Übergangsprogramm. Essen (Arbeiterpresse) 1997.]

[5] Eagleton (1981), a. a. O. (Anm. 161), S. 177.

[6] [Trotzki (1971): „Ergebnisse und Perspektiven“: Schlusskapitel seiner Geschichte der russischen Revolution von 1905: Unsere Revolution (russ.), 1906; Die permanente Revolution (1930). Beide Texte in einem Band: Trotzki (1971): Ergebnisse und Perspektiven / Die permanente Revolution. Frankfurt (Europäische Verlagsanstalt) 1971.]

[7] Eagleton, a. a. O., S. 178.

[8] Ebd., S. 179.

[9] Walter Benjamin, Ernst Bloch, Martin Buber, Erich Fromm, Franz Kafka, Gustav Landauer, Leo Löwenthal, Georg Lukács, Franz Rosenzweig und Gershom Scholem.

[10] Löwy, E. (1988): Erlösung und Utopie. Jüdischer Messianismus und libertäres Denken. Eine Wahlverwandtschaft. Berlin (Karin Kramer Verlag, 1997); Philo Verlagsgesellschaft, 2002.

[11] „Gerade Dir“, schrieb er (Anfang Juni 1934 aus Paris) an Gretel Karplus, „ist es ja keineswegs undeutlich, daß mein Leben so gut wie mein Denken sich in extremen Positionen bewegt. Die Weite, die es dergestalt behauptet, die Freiheit, Dinge und Gedanken, die als unvereinbar gelten, neben einander zu bewegen, erhält ihr Gesicht erst durch die Gefahr. Eine Gefahr, die im allgemeinen auch meinen Freunden nur in Gestalt jener >gefährlichen< Beziehungen augenfällig erscheint.“ Gesammelte Briefe, Bd. IV, Brief Nr. 873, S. 441. – Karplus hatte ihn besorgt vor dem (ihres Erachtens ungünstigen) Einfluß seines Freundes Brecht gewarnt. [Gretel Adorno/Walter Benjamin (2005): Briefwechsel 1930-1940. Frankfurt (Suhrkamp), S. 154 f. (Brief Nr. 59).]

[12] Löwy, a. a. O. (Anm. 170): „Abseits und am Scheideweg: Walter Benjamin“. S. 143-188.

[13] Ebd., S. 145 f.

[14] Ebd., S. 144.

[15] „>Das Leben der Studenten< [Gesammelte Schriften, Bd. II.1, S. 75-87] enthält in nuce mehrere der zukünftigen >Illuminationen< Walter Benjamins; die Übereinstimmung mit seinen letzten Schriften ist frappierend.“ A. a. O., S. 146. – Solche Überein-
stimmungen erschweren die Datierung undatierter Benjamin-Texte. Vgl. etwa den Bericht der Herausgeber (Tiedemann und Schweppenhäuser) zu Benjamins „Theologisch-politischem Fragment“ in ihren Anmerkungen zu Benjamins Gesammelten Schriften, Bd. II.3, S. 946-949.

[16] Löwy (1988), a. a. O. (Anm. 170), S. 75 f., 80 ff. und 85. Benjamins Bemerkung – in „DasLeben der Studenten“ (S. 81) –, das „freie Gelehrten- und Künstlertum“ sei „staatsfremd, oft staatsfeindlich“ und werde darum an den Hochschulen „kastenhaft verachtet“, wird man freilich kaum (wie Löwy, S. 146) als >Aufforderung< zum Anarchismus deuten können.

[17] Im Kontext einer 1990 in Los Angeles abgehaltenen Konferenz über „Nazismus und Endlösung“ hat Jacques Derrida Benjamins „rätselhaft[en]“, „furchtbar zweideutig[en]“ und darum „verstörend[en]“ Text (aus dem Jahr 1921) einer dekonstruktiven Lektüre unterzogen. Derrida, J. (1990): Gesetzeskraft. Der >mystische Grund der Autorität<. Frankfurt (Suhrkamp) 1991, S. 60 und S. 66. Hatte Benjamin das Gemetzel des ersten Weltkriegs als einen Aufstand von Natur und Technik gegen ihren Missbrauch gedeutet, so registriert Derrida, dass im Hintergrund der Benjaminschen Utopie (seiner Vision eines gewaltsamen, „messianischen“ Abbruchs der Klassenkampfgeschichte) deren dystopische Alternative auftaucht: die Möglichkeit einer Fortsetzung und genozidalen Überbietung aller bisher bekannten Schrecken. Insofern sei Benjamins Text wahrlich „eine Gespenstergeschichte“ (Derrida, S. 93).

[18] „Zur Kritik der Gewalt.“ (1921) Gesammelte Schriften, Bd. II.1, S. 191 (von mir unterstrichen, H. D.). Es ist möglich, dass Benjamin bereits Trotzkis „Anti-Kautsky“ kannte; vgl. dazu: Trotzki (1920): Terrorismus und Kommunismus. Hamburg (Hoym) 1920, Kap. III („Demokratie“). [Nachdruck: Berlin (Dietz) 1990.]

[19] „Der politische Generalstreik … demonstriert, wie der Staat nichts von seiner Kraft verlieren wird, wie die Macht von Privilegierten auf Privilegierte übergeht, wie die Masse der Produzenten ihre Herren wechseln wird.“ Sorel, Georges (1906): Réflexions sur la violence, 5. Aufl., Paris 1919, S. 265 (Benjamins Übersetzung). [In Ludwig Oppenheimers Übersetzung (nach der 6. französischen Auflage) – Über die Gewalt, Innsbruck (Universitäts-Verlag Wagner) 1928 – findet sich das von Benjamin herangezogene Zitat auf S. 211.]

[20] Benjamin (1921), a. a. O. (Anm. 178), S. 194.

[21] Löwy (1988), a. a. O. (Anm. 170), S. 161 f.

[22] Löwy nennt in diesem Zusammenhang Benjamins Texte „Erfahrung und Armut“ (1933), „Der Autor als Produzent“ (1934) und die (unterschiedlich deutbare) Abhandlung „Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit“ (1935).

[23] Löwy, a. a. O. (Anm. 170), S. 163 f.

[24] Missac, P. (1937): „La Révolution Trahie, par Léon Trotsky (chez Grasset).“ Cahiers du Sud. Poesie, Critique, Philosophie. Nr. 196 (August 1937); Paris (José Corti), S. 438-442. – Jean Ballard hatte die Marseiller Monatszeitschrift Cahiers du Sud 1925 gegründet und konnte sie bis 1966 fortführen. Von Benjamin erschien in Nr. 168 (1935) eine Übersetzung seines „Denkbilds“ „Haschisch in Marseille“ (1932; Gesammelte Schriften, Bd. IV.1, S. 409-416). In einem im Mai-Juni 1937 erschienenen Sonderheft zum Thema „Le Romantisme Allemand“ wurden Auszüge aus seinem großen Essay über „Goethes Wahlverwandtschaften“ (von 1925) – Gesammelte Schriften, Bd. I.1, S. 123-201 – veröffentlicht.

[25] Deutscher, Isaac (1963): Trotzki, Bd. III, Stuttgart (Kohlhammer), S. 304.

[26] Die ersten beiden Moskauer Schauprozesse gegen die bolschewistischen Führer der Revolutionszeit hatten im August 1936 und im Januar 1937 stattgefunden; Mitte Juni 1937 ließ Stalin die erste Gruppe von Armeeführern (um Tuchatschewski) erschießen, und die GPU entsandte Mordkommandos in die Schweiz, nach Spanien und nach Frankreich.

[27] Trotzki war im Juni 1935 aus Frankreich ausgewiesen worden, fand dann für anderthalb Jahre in Norwegen und Anfang 1937 schließlich in Mexiko Asyl.

[28] Trotsky, L. (1958): Où va la France? Écrits 1928-1940, Bd. II. Paris (Quatrième Internationale). – Missac (Anm. 184) warf (S. 441) unter anderem die Frage auf, welche Bedeutung Trotzkis Kritik für die Gegner und Verfechter des (Anfang Mai 1935 abgeschlossenen) Beistandspakts zwischen Frankreich und der Sowjetunion habe. [Hitler reagierte auf diesen Pakt mit der militärischen Besetzung des Rheinlands, die die französische Regierung – ebenso wie die englische und der Völkerbund – passiv hinnahm(en), wodurch eine letzte Chance, Hitlers Expansionspolitik aufzuhalten, verpasst wurde.]

  • Preis: 4.00 €
  • Erscheinungsjahr: 2024