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Heft 243: Verjagt mit gutem Grund. Exil-Thematik bei Bertolt Brecht

Mit Beiträgen zu Dieter Schillers 90. Geburtstag

Von: Dieter Schiller, Ronald Weber, Christel Berger und Ursula Reinhold

Heft 243: Verjagt mit gutem Grund. Exil-Thematik bei Bertolt Brecht

Reihe "Pankower Vorträge, Nr. 243, 2023, 64 S.

Am 16. März 2023 referierte Dieter Schiller in der „Hellen Panke“ zum Thema des Heftes. Moderator und Gesprächspartner war Ronald Weber. Beide haben ihre Beiträge für das vorliegende Heft ausgearbeitet. Am gleichen Tag beging Dieter Schiller seinen 90. Geburtstag. Aus diesem Anlass sind im Heft Texte von Christel Berger und Ursula Reinhold abgedruckt, die an anderer Stelle ähnlich lautend in BzG und Ossietzky zuerst publiziert wurden. Wir bedanken uns für die Texte und die Möglichkeit zum Abdruck.  

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Autorinnen und Autoren

Dieter Schiller
Prof. Dr., Germanist und Literaturwissenschaftler mit den Forschungsschwerpunkten Sozialistische Literatur des 20. Jahrhunderts und Literatur des deutschsprachigen Exils 1933-1945.

Ronald Weber
Dr., wurde 2014 mit einer Arbeit über die Dramenästhetiken von Peter Hacks und Heiner Müller promoviert, 2018 erschien von ihm „Peter Hacks – Leben und Werk“, er arbeitet als Redakteur bei der Tageszeitung junge Welt.

Christel Berger
Prof. Dr., Germanistin und Literaturwissenschaftlerin, sie forscht zur DDR-Literatur, insbesondere zu Anna Seghers und Friedrich Wolf. 2013 erschien „Als Magd im Dichter-Olymp. Die Arbeit der Sektion Literatur und Sprachpflege an der Akademie der Künste in den achtziger Jahren“

Ursula Reinhold
Dr., Germanistin mit dem Schwerpunkt auf deutschsprachiger Literatur nach 1945.

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Inhalt

Dieter Schiller: Verjagt mit gutem Grund. Exil-Thematik bei Bertolt Brecht             

Ronald Weber: »Wenn man siegen will, braucht man möglichst viele Leute« Wieland Herzfelde und die Neuen Deutschen Blätter. Zur Geschichte einer Exilzeitschrift im Geist der Volksfront * Zu Ehren von Dieter Schiller *

Christel Berger: Dieter Schiller zum Neunzigsten Geburtstag        

Ursula Reinhold: Der Literaturwissenschaftler Dieter Schiller wird 90

Sämtliche Texte Dieter Schillers in den Heften der Hellen Panke      _______________________

LESEPROBE (S. 4-11)

Dieter Schiller: Verjagt mit gutem Grund. Exil-Thematik bei Bertolt Brecht

Liebe Freunde und Kollegen,
wenn ich heute zu Ihnen über Exil-Thematik bei Brecht spreche, hat das für mich einen Hauch von Nostalgie. Denn zum gleichen Thema habe ich als Student vor 71 Jahren auch geredet, in einem Seminarreferat bei Alfred Kantorowicz. Das hatte damals noch nichts mit Literaturgeschichte zu tun, es ging um Gegenwartsliteratur. Die "Hundert Gedichte" Brechts (1951) waren gerade erschienen, zu behandeln hatte ich den Abschnitt "Gedichte im Exil". Meine Kenntnis der Exilliteratur war begreiflicherweise sehr gering, einen groben Überblick konnte ich mir in F. C. Weiskopfs Buch "Unter fremden Himmeln" verschaffen, einem "Abriß der deutschen Literatur im Exil 1933–1947", der schon 1947 bei Dietz herausgekommen war. Und es lag nahe, Brechts Exil-Gedichte mit denen von Max Hermann-Neiße aus dem Band "Heimatfern" (1945) und Johannes R. Bechers Deutschland-Dichtung in der Auswahl "Die Hohe Warte" (1946) zu vergleichen, die ich mir beide schon früh angeschafft hatte. Von dem, was ich damals geschrieben habe, weiß ich kaum noch etwas – was ich weiß ist, wie sehr ich mich wunderte, bei Brecht nichts von dem Heimweh oder der Heimatsehnsucht Exilierter zu lesen wie bei Becher und Hermann-Neiße, sondern nur von der bleichen Mutter Deutschland, die besudelt unter den Völkern sitzt.[1] Die wenigen Seiten meines Referats sind längst verloren, wie gescheit oder dumm war, was ich damals geschrieben hatte, kann ich leider nicht mehr überprüfen. Heute möchte ich – nach meinen jahrzehntelangen Studien zur Exilliteratur – versuchen, Brechts eigentümliche Sicht auf das literarische Exil aus Nazideutschland zu skizzieren.

Im Jahr 1934 hat er in einem Gedicht über die kurze Zeit seines Reichtums reflektiert, über das Haus, das er bei seiner Flucht nach dem Reichstagbrand hinter sich lassen mußte. Es war nicht schlecht, meint er, das Haus sieben Wochen lang besessen zu haben. Doch bedenkend, wieviel Lügen es gekostet hätte, diesen Besitz zu halten, sei er ohne oder nur mit geringem Bedauern gegangen.[2] Eine solche nüchterne Haltung ist charakteristisch für Brechts Verhältnis zum Exil und zu den Exilierten.

Einer seiner ersten publizistischen Pläne nach der Flucht vor dem Naziterror war "Die Reise um Deutschland", ein satirisch getönter Versuch, die Reaktionen auf die Etablierung des Dritten Reiches in den angrenzenden asylbietenden Ländern kritisch zu erkunden und nach den Gegenkräften zu fragen. Einige seiner zentralen Themen der Exiljahre klingen in den überlieferten Fragmenten schon an, wenn er Wien mit einem "folgenlosen Denken", Berlin mit dem "Vertrauen auf den Geist" und Moskau mit dem "eingreifenden Denken" verknüpft.[3] Eingreifendes Denken, dieser hier Moskau zugeschriebene Begriff bezeichnet für den kritischen Marxisten Brecht allgemein die Fähigkeit und Bereitschaft, den gesellschaftlichen Kausalnexus der geschichtlichen Vorgänge bloßzulegen, um Eingriffs- und Handlungsmöglichkeiten erkennen zu können.

Deshalb kann er sich natürlich nicht mit der parteioffiziellen Leugnung einer Niederlage der Arbeiterbewegung abfinden, wie sie in einer Broschüre Fritz Heckerts – eines der Parteiführer der KPD und ihr Vertreter in der Komintern – zu lesen war.[4] Denn aus der realitätsnäheren Sicht Brechts war es für die Kommunisten und Antifaschisten notwendig zu begreifen, daß sie eine schwere Niederlage erlitten hatten, wenn sie den Kampf gegen Hitler und die deutschen Faschisten erfolgreich weiterführen wollten. Man kann seine Gedanken zum Exil als Angebote verstehen, wie diese Niederlage zu bewältigen sei. Freilich, setzte er hinzu, falle eine solche Einsicht den Geschwächten schwer, weil es ihnen schwer falle, sich die eigene Schwäche einzugestehen, die Schwäche nämlich, welche die Machtübergabe Hindenburgs an Hitler möglich gemacht hatte.[5] Daß sie überwindbar sei, daß die Arbeiterschaft der faschistischen Diktatur künftig ein revolutionäres Ende bereiten werde, stand zu dieser Zeit für ihn noch nicht in Frage.

Sich der fast zwei Jahre lang rigoros durchgesetzten Parteilinie der KPD zu unterwerfen war Brechts Sache nicht. Er verstand sich zwar als Kommunist, aber ohne der Partei anzugehören, und so schrieb er seine Gedanken zur Niederlage auf. Doch hat er – damals wie auch später – seine Sicht der Dinge oft nicht publiziert, wenn er fürchten mußte, sich damit selbst von dieser Partei zu isolieren, die er als entscheidende Kraft im Kampf gegen Ausbeutung, Unterdrückung und imperialistische Kriegspolitik ansah. Deshalb sind nicht wenige seiner wichtigsten Schriften – wie eben diese Notizen über die Niederlage – erst aus dem Nachlaß bekannt geworden. Der Leser von heute muß unterscheiden lernen, was zur Veröffentlichung vorgesehen war, und was für Brecht nur der eigenen Selbstverständigung oder dem Gedankenaustausch mit Freunden dienen sollte. Beim Umgang mit den Texten dürfen wir seine sehr bewußt praktizierte publizistische Strategie niemals aus dem Auge verlieren. Sie ist ein wesentliches Moment seines öffentlichen Auftretens, das immer stark an den jeweils erwarteten, vermuteten oder erhofften Eingriffsmöglichkeiten orientiert war. Es war ihm wichtig, mit seinen Publikationen den Bedürfnissen des aktuellen Kampfes gerecht zu werden.

Um die Entmutigung und Verwirrung unter den emigrierten Autoren zu überwinden, drängte Brecht seine kommunistischen Freunde schon früh, eine Konferenz einzuberufen,[6] um praktische Zusammenarbeit der Schriftsteller zu organisieren. Dabei schwebten ihm bestimmte Aufgaben vor, wie etwa die Erarbeitung eines Katalogs eingreifender Sätze, welcher den Gegnern der Nazis Orientierung geben könnte. Dafür dachte er sogar daran, eine Gesellschaft für materialistische Dialektik als ein Arbeitsforum zu schaffen.[7] Auch bemühte er sich, eine Pressekorrespondenz für Arbeiten emigrierter Autoren zu gründen, die ausdrücklich auch bürgerliche Schriftsteller einschließen sollte.[8] Gerade die linken unter ihnen – heißt es in einem Brief an Johannes R. Becher – dürfe man nicht aus Furcht, ihre Sympathie zu verlieren, in Ruhe lassen. Denn gerade weil sie ihre Wehrlosigkeit als Emigranten schmerzlich empfinden, seien nicht wenige unter ihnen für politische Schulung aufgeschlossen. Sich nur ab und zu ihre Namen für Erklärungen und Kundgebungen auszuborgen, werde ihnen nicht zu einem festen Standpunkt im Kampf gegen den Faschismus verhelfen.[9] Die in der Exilpresse oft praktizierte pathetische Selbstbestätigung vieler emigrierter Schriftsteller als Stimme des sprachlos gemachten Volkes sah Brecht nicht als eine sonderlich produktive Methode antifaschistischer Arbeit an.

Eine Zuflucht hatte Brecht mit seiner Familie in Dänemark gefunden, aber nicht nur darum hielt er sich weitgehend fern vom politischen Getriebe in den Zentren der Emigranten. Anfang 1934 schrieb er an seinen Freund Sergej Tretjakow in Moskau, er halte sich in der Antifa-Aktion zurück, weil die Zeit der glänzenden Aufrufe und Proteste vorüber und eine geduldige, zähe, mühsame Arbeit der Aufklärung und des Studiums notwendig sei.[10] Durchaus aktiv beteiligte er sich deshalb an Aktionen wie der Gründung des Instituts zum Studium des Faschismus (INFA) in Paris[11] oder an der Arbeit am "Braunbuch über Reichstagsbrand und Hitlerterror" (1933).[12] Vor allem aber gab er mit dem Band "Lieder, Gedichte, Chöre" (1934)[13] ein Beispiel praktischer antifaschistischer Arbeit. Der Band mit Liedern aus dem Stück "Die Mutter" (1932), mit satirischen Gedichten und mit dem "Lied vom Klassenfeind", war auf eine mögliche Wirkung in Hitlerdeutschland hin konzipiert und sollte dem proletarischen Widerstand poetisches Material für die illegale Aufklärungsarbeit liefern. Wie viele seiner Freunde überschätzte Brecht dabei die verbliebenen Möglichkeiten des Wirkens ins Land hinein bei weitem. Doch ganz zweifellos diente er mit diesem Buch zumindest unter Emigranten der Aufklärung und dem Studium im oben genannten Sinne. Allerdings wurde spätestens mit der Saar-Abstimmung im Januar 1935 klar, daß das hier eingeschriebene Konzept direkten operativen Eingreifens ins politische Tagesgeschehen auf die Dauer nicht mehr funktionierte.

Im "Dreigroschenroman" (1934) hatte Brecht die Parallele zwischen kriminellen Vereinigungen und der bürgerlichen Gesellschaft satirisch genutzt, um kapitalistische Strukturen modellhaft aufzuhellen.[14] Die gleichzeitig entstehenden – damals nur seinen Freunden bekannten – Fragmente seines satirischen "Tui-Romans" (1934/1935) stellen dagegen die "Vermieter des Intellekts" bloß, die "Intellektuellen der Zeit der Märkte und Waren", die er Tuis nennt.[15] Als deren goldene Zeit sieht er die Weimarer Republik, die "falsche, nicht eingreifende Demokratie",[16] die "halbe Demokratie", in der das Volk schließlich selber "diktierte, es müsse beherrscht werden".[17] Eine solche polemische Haltung gegen Intellektuelle dieser Art – er nannte sie die "Kopflanger" des kapitalistischen Systems – ist charakteristisch für den Brecht jener Jahre. Denn er sieht sich auch im Exil unter den Gegnern Hitlers umgeben von Verteidigern einer Kultur, die auf dem kapitalistischen Eigentum beruht und die Überzeugung nährt, das Bewußtsein bestimme das Sein[18] und der Geist, die Geistigen, seien die "Führer des Menschengeschlechts".[19]

Das begründet auch seine Skepsis gegenüber der Formel von der "Verteidigung der Kultur", die – mit dem Segen, aber nur mit zurückhaltender Unterstützung Moskaus – von den kommunistisch orientierten Veranstaltern zur Losung des Internationalen Schriftstellerkongresses 1935 in Paris gewählt worden war.[20] Denn dies war nicht der Kongreß, den Brecht sich gewünscht hatte. Im Vorfeld des Pariser Schriftstellerkongresses schrieb er an Johannes R. Becher, es graue ihn vor Zusammenkünften zum Zwecke des Zusammenseins. Sinnvoll sei dagegen ein Kongreß mit konkreter Zielsetzung, etwa der Herausgabe einer neuen Enzyklopädie,[21] die in gemeinsamer Arbeit verschiedener Autoren Themen, Schlagwörter und Parolen der deutschen Faschisten aus unterschiedlichen Blickwinkeln behandelt.[22] Ein solches Nachschlagewerk der Ansichten von Antifaschisten verschiedener Couleur aus verschiednen Ländern könne auch die deutschen Schriftsteller im Exil "in Arbeit verwickeln" – und die Schriftsteller interessiere nun mal vor allem das Schriftstellern,[23] das Schreiben mit seiner erhofften Langzeitwirkung.

Sein Vorschlag wurde nicht abgewiesen, später sogar in der Internationalen Schriftstellervereinigung zur Verteidigung der Kultur beraten – wenn auch folgenlos. Auf dem Pariser Kongreß spielte er jedoch keine Rolle, der Kongreß blieb – bei aller Bedeutung für die antifaschistische Sammlung – letztlich doch ein demonstratives Ereignis, statt ein arbeitendendes Gremium zu bilden. So erlebte Brecht diesen Kongreß mit Spott und ironischer Distanz und glaubte, aus dessen Verlauf vor allem für den Tui-Roman profitieren zu können.[24] "Wir haben" – schreibt er sarkastisch an George Grosz – "soeben die Kultur gerettet" und "beschlossen, lieber alles zu opfern, als die Kultur untergehen zu lassen".[25] Und Ernst Bloch gegenüber meint er, das "Röhren der großen Geister" habe auf dem Kongreß wenig Raum für vernünftige Reden gelassen.[26]

Für seinen eigenen, sehr vernünftigen Vortrag hatte dieser Raum jedoch gereicht, der Titel war "Eine notwendige Feststellung zum Kampf gegen die Barbarei".[27] Mit Bezug auf das Motto des Kongresses mahnte Brecht, die Kultur werde nur gerettet sein, wenn die Menschen gerettet werden. Den Terror und die Greueltaten im Dritten Reich als Barbarei zu denunzieren sei nötig, nötiger aber die herrschenden Eigentumsverhältnisse zu benennen, die den Faschismus und seine Greueltaten hervorgebracht haben. "Kameraden, sprechen wir von den Eigentumsverhältnissen!"[28] war die Mahnung, die Brecht an die versammelten Verteidiger der Kultur richtet – und zwar sowohl an jene, welche die Grausamkeiten des Faschismus bekämpften, weil sie an der bürgerlichen Demokratie und den bestehenden Eigentumsverhältnissen glaubten festhalten zu können, als auch an jene, die im Kampf gegen den Faschismus letztendlich auch die Verhältnisse der Ausbeutung und der Profitwirtschaft zu überwinden strebten. Denn er legte Wert auf Klarheit über die Grundlagen eines antifaschistischen Bündnisses und über die Schranken, die auf beiden Seiten noch zu überwinden waren, um Eingriffsmöglichkeiten im Denken und Handeln zu entwickeln.

Deshalb ist bemerkenswert, daß Brecht trotz aller Skepsis den Kongreß dennoch in einem Brief an Becher als gelungen wertet. Das geschieht freilich unter der entscheidenden Voraussetzung, daß die neu gegründete internationale Schriftstellervereinigung[29] ein Sprachrohr erhält, also sich nicht mit gelegentlichen Erklärungen und Unterschriften begnügt, sondern qualifizierte Publikationen herausbringt und den "Prozeß der Selbstverständigung der Schriftsteller" aktiv fördert. Der Kongreß sei ein Anfang gewesen, nun aber müsse gearbeitet werden.[30]

Was die deutschen Schriftsteller im Exil anging, so stimmte Brecht folgerichtig nicht in die teilweise recht euphorischen Erfolgsberichte ein, die über ihr Wirken und Schaffen auf dem Pariser Kongreß und in der zeitgenössischen antifaschistischen Presse vorgetragen wurden. Ein "Selbstkritik" genannter unveröffentlichter Text – wohl um die Jahreswende 1936/37 entstanden – spricht von den beschwerlichen, unebenen und verwickelten Wegen der Literatur der Emigration. Uneinheitlich sei sie, zusammengehalten nur durch die gemeinsame Feindschaft gegen den Faschismus. Ein großer Teil von ihr – "wie viele sagen, der künstlerisch qualifiziertere" – sei von den Faschisten als politisch behandelt und ausgetrieben worden, bevor er sich politischer Handlungen bewußt war. Was dieser Teil inzwischen gelernt hat, habe er aus erlebten Fakten gelernt – und das sei nicht gerade seine Stärke.[31]

Aus solcher Einsicht heraus differenziert Brecht in der Rede zum II. Internationalen Schriftstellerkongreß von 1937 in Spanien und Paris seine Argumentation zur Haltung emigrierter Autoren. Mit dem Generalangriff auf die ökonomischen und politischen Positionen der deutschen und italienischen Arbeiterschaft – heißt es nun – sei ein Generalangriff auf die Kultur überhaupt erfolgt, der in den Bombardierungen offener Städte und Dörfer im spanischen Bürgerkrieg gipfelt. Die Kultur – und das meint hier: die kulturell Produzierenden – habe seither gelernt, sich zu schlagen. ...

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[1] Bertolt Brecht, Hundert Gedichte, Berlin 1951, S. 251f.

[2] Zeit meines Reichtums. Bertolt Brecht Werke. Große kommentierte Berliner und Frankfurter Ausgabe (im Folgenden: BBW). Band XIV, Gedichte 4, S. 276f.

[3] Kommentar zu: Unpolitische Briefe. BBW XXII/2, D.876.

[4] Vgl. Kommentar XXII/2, S. 880. Fritz Heckert, Was geht in Deutschland vor? KPD und Hitlerdiktatur (1933).

[5] (Über die Niederlage). BBW XXII/1, S. 19. Vgl auch: Fragen nach einer Niederlage. BBW XXII/1, S. 20f.

[6] An Johannes R. Becher, 28. Juni 1933. BBW XXVIII, S. 362.

[7] An Otto Neurath, Mitte 1933. BBW XXVIII, S. 366,

[8] An Margarete Steffin, 19.8 1933. BBW XXVIII, S. 377.

[9] An Johannes R. Becher, 28. Juni 1933. BBW XXVIII, S. 363.

[10] An Sergej M. Tretjakow, Ende Dezember 1933/Anfang 1934. BBW XXVIII, S. 398f.

[11] Über das Institut zum Studium des Faschismus in Paris. In: Dieter Schiller, Einzelheiten und Beispiele. Gelesenes und Geschriebenes aus vierzig Jahren. Gransee 2012, S. 393ff. – Weitere, z. T. korrigierende Informationen enthält: Reinhard Müller, Über die Gründung des Pariser Instituts zum Studium des Faschismus. Neue Moskauer Dokumente. In: Exil. Forschung – Erkenntnisse – Ergebnisse. Nr. 1/2012, S. 34ff.

[12] Vgl. Entwurf für ein Braunbuch. BBW XXII/1, S. 30.

[13] Lieder, Gedichte, Chöre. 1918-1933. BBW XI, S. 197ff.

[14] In einem Interview von 1933 schreibt er über die "Dreigroschenoper", es sei ihm auf die Gesellschaftskritik angekommen. Die Ideenwelt und das Gefühlsleben der Straßenbanditen habe viel Ähnlichkeit mit der Ideenwelt und dem Gefühlsleben des soliden Bürgers. (Interview). BBW XXVI, S. 299.

[15] Der Tuiroman. BBW XVII, S. 153.

[16] Der Tuiroman. BBW XVII, S. 20.

[17] Der Tuiroman. BBW XVII, S. 19.

[18] Der Tuiroman. BBW XVII, S. 27.

[19] Der Tuiroman. BBW XVII, S. 157.

[20] Zum Kongreß: Paris 1935. Erster Internationaler Schriftstellerkongreß zur Verteidigung der Kultur. Einleitung und Anhang von Wolfgang Klein. Berlin 1982.

[21] Das ist eine Anspielung auf die "Enzyklopädie" von Diderot und d'Alembert (Encyclopédie, ou Dictionaire raisonné des Sciences, des Arts et des Métiers, Paris 1751-1780).

[22] An Johannes R. Becher, Ende Dezember 1934. BBW XVIII, S. 470f. Der Text über "Gemeinnutz geht vor Eigennutz" zeigt, daß er sich ernsthaft um Mustertexte für eine Enzyklopädie oder ein Lexikon bemüht hat. BBW XXII/1, S. 58f.

[23] An Michail Kolzow, Ende Mai/ Anfang Juni 1935. BBW XVIII, S. 503.

[24] An Karl Korsch, Ende Juni/ Anfang Juli 1935. BBW XVIII, S. 509.

[25] An George Grosz, Ende Juni/Anfang Juli 1935. BBW XVIII, S. 510.

[26] An Ernst Bloch, Anfang/Mitte Juli 1935. BBW XVIII, S. 511.

[27] Eine notwendige Feststellung zum Kampf gegen die Barbarei, BBW XX/1, S. 141.

[28] Eine notwendige Feststellung zum Kampf gegen die Barbarei, BBW XXII/1,
S. 141ff.

[29] Wolfgang Klein, Internationale Schriftstellervereinigung zur Verteidigung der Kultur (ISVK). In: Lexikon sozialistischer Literatur. Ihre Geschichte in Deutschland bis 1945. Hg. vom Simone Barck u.a. Stuttgart, Weimar 1994, S. 220ff.

[30] An Johannes R. Becher, Juli 1935. BBW XXVIII, S. 514f.

[31] Selbstkritik. BBW XXII/1, S. 225. In einer Niederschrift – wahrscheinlich aus dem Jahr 1938 – unterscheidet Brecht mehrere Gruppen von Literaten in der Gegenwartsliteratur: "Während eine Gruppe die sozialen Spannungen geflissentlich außer acht läßt und ihre Abbilder der Schicksale von Personen so konstruiert, als gäbe es diese Spannungen nicht, weist eine andere Gruppe geflissentlich nach, daß es diese Spannungen nicht gibt. Eine dritte nimmt sie als gegeben und natürlich (unvermeidlich, unbeseitigbar). Eine vierte Gruppe arbeitet sie heraus, ergreift Partei, macht Vorschläge mehr oder weniger radikaler Art zu ihrer Beseitigung. Eine fünfte Gruppe berauscht sich an der Anrüchigkeit der Vertuschung. Es gibt natürlich noch andere Gruppen, sie arbeiten gleichzeitig, unter den verschiedensten Parolen, die ihre Beziehungen zueinander nicht sehr deutlich oder gar nicht erweisen, und mitunter gibt es Literaten, die allen diesen Gruppen oder einigen zugleich angehören, das heißt in ihren Arbeiten bald diesen, bald jenen Standpunkt einnehmen." BBW XXII/1, S. 494.

  • Preis: 4.00 €
  • Erscheinungsjahr: 2023