Rückkehr und kultureller Aufbruch
Am 16. März 1950 erlässt das Ministerium für Aufbau der DDR die Verordnung zur Entwicklung einer fortschrittlichen demokratischen Kultur des deutschen Volkes und zur weiteren Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen der Intelligenz und schafft so die rechtliche Grundlage für städtekulturelle Wiederbelebungsmaßnahmen und kulturpolitische Integrationsprogramme zugleich. Im Mittelpunkt steht zu diesem Zeitpunkt die durch die Alliierten gemeinsam verwaltete Vier-Sektorenstadt Berlin. Neben den Ansiedlungen in Grünau und in Pankow-Niederschönhausen (Fritz- Erpenbeck-Straße) sollte die ERICH-WEINERT-SIEDLUNG an der Schönholzer Heide eines der drei wichtigen Zentren von Schriftstellern und Künstlern in Ost-Berlin werden. Zur Intelligenz gehörten zu diesem Zeitpunkt ein großer Teil der Remigranten und Remigrantinnen mit unterschiedlicher Erfahrung des Ost- bzw. West-Exils. So wohnten namhafte Künstler wie der Komponist Hanns Eisler, der aus Moskau wiederkehrende Schriftsteller Erich Weinert, der jüdische Exilschriftsteller Arnold Zweig und seine Frau, die Malerin Beatrice Zweig, der aus Frankreich wiedergekommene Maler Max Lingner und der aus dem Londoner Exil zurückgekehrte Bildhauer Theo Balden in der Erich-Weinert-Siedlung bzw. ihrer unmittelbarer Nachbarschaft.
Unter welchen Voraussetzungen und mit welchen Schwierigkeiten konnten sich ein öffentliches Leben und ein neues politisches Bewusstsein bilden? Und welche Rolle spielten die zum Teil noch heute bestehenden Pankower Kulturinstitutionen wie der "Kurt-Lade-Klub", die "kleine galerie" oder das Kreiskulturhaus "Erich Weinert" in der Breiten Straße? All dies soll auf dem Spaziergang ebenso Thema sein, wie das architektonische Anliegen der Siedlung überhaupt, die 1950/51 nach Plänen von Hanns Hopp den Willen bezeugte, insbesondere die aus der Emigration heimkehrenden Intellektuellen zu unterstützen. 23 von ihnen zogen in die Wohn- und Atelierhäuser rund um die Straße 201 ein.
Die Stadtführung präsentiert das denkmalgerecht sanierte Haus des Malers und Zeichners Max Lingner (1888-1959) als Ausgangspunkt und durchwandert dann die kleine Siedlung. Zum Abschluss wollen wir uns im Garten des Lingner-Hauses mit Nadine Steinitz treffen, um die politisch-kulturelle Situation der Remigranten und Remigrantinnen aus ihrer Erfahrung näher zu beleuchten. Sie ist die Tochter des ebenfalls in die Weinert-Siedlung rückgekehrten antifaschistischen Ehepaars Kurt und Jeanne Stern.
Stadtführung mit Dr. Thomas Flierl (Vorsitzender der Max-Lingner-Stiftung) und Dr. Nadine Steinitz
Organisation: Birgit Ziener
Eine Veranstaltung von Helle Panke e.V. und dem Kulturforum der Rosa-Luxemburg-Stiftung