Freitag, 2. November 2012, 19:00 bis Sonntag, 4. November 2012, 12:00, Jugendbildungsstätte Kurt Löwenstein, Freienwalder Chaussee 8-10, 16356 Werftpfuhl

Aufbau mit Methode. Der 6-Bücher-Plan des "Kapitals" von Karl Marx

Konferenz

Der Band 4.3 aus der Zweiten Abteilung „Vorarbeiten des Kapitals“ in der Marx-Engels-Gesamtausgabe ist erschienen. Der Band enthält letzte, noch nicht veröffentlichte Manuskripte zum zweiten und dritten Band des „Kapitals“. Damit wird diese Abteilung abgeschlossen. Was nach einem epochalen Bruch fortgeführt werden konnte, steht für eine bemerkenswerte editorische Leistung. Mit den 15 Bänden kann beurteilt werden, wie das „Kapital“ entstanden ist. Was ist von den vielen Manuskripten in die Druckfassungen eingegangen, was ist außen vor gelassen worden? Wie ist es für die Veröffentlichung oder Übersetzung bearbeitet worden? Und: Inwiefern ist das Werk unvollendet geblieben?
Nimmt man die diesbezüglichen Werke, Briefe und Exzerpte hinzu, dann ist das gesellschaftskritische Lebenswerk von Marx durch die Gesamtausgabe geschichtlich gewürdigt worden. Allerdings ist auch in anderen Ausgaben zugänglich gemacht worden, inwieweit sich klassische Werke durch ihre Selbstverortung ausgezeichnet haben. Jedoch dürfte kaum ein Gesellschaftstheoretiker das von ihm praktizierte Vorgehen gegenüber dem Gegenstand so zu rechtfertigen versucht haben wie Marx. Dafür hat Marx seine Karten in den „Kapital“-Manuskripten auf den Tisch gelegt.
Mit der politischen Ökonomie hatte sich die bürgerliche Gesellschaft selbst die Frage nach einem Zusammenhang gestellt, der ihren Subjekten aber nur in disparaten Gestalten erscheinen wollte. Dieser Frage hat sich Marx nicht nur gestellt, sondern in seiner Darstellung auch die darin unterschiedlich verwickelten Subjekte aufgenommen. Er hat gezeigt, wie die Subjekte als Leistungsträger, Rechtspersonen oder politische Kräfte dabei ganz unterschiedliche Maßstäbe an sich anlegen müssen. Daher kann in den „Vorarbeiten des Kapitals“ eine begriffliche Entwicklung nachvollzogen werden, die für die ökonomische Struktur deren soziale und ideelle Seite sichtbar macht.
Nach seiner berühmten „short outline“ (2.4.1858) wird das von Marx beabsichtigte Werk in sechs Bücher eingeteilt (Vom Kapital, Grundeigentum, Lohnarbeit, Staat, Internationaler Handel, Weltmarkt). 1859 erschien das erste Heft von „Zur Kritik der politischen Ökonomie“. Lange Jahre hatte Marx einen intensiven Studienprozess durchlaufen und nunmehr ging das Projekt in die Realisierungsphase. Allerdings vergingen erneut acht Jahre ehe der erste Band des „Kapitals“ erschien. Zwischendurch hatte sich Marx entschieden, sein Werk unter diesem Titel erscheinen zu lassen und das gesamte Material auf drei Bücher zu verteilen. War damit der 6-Bücher-Plan gescheitert? Oder hat Marx zeitlebens weiter seine Idee verfolgt, all Bücher auszuarbeiten?

Tagesordnung

Freitag, 2. November
19:00 Uhr
- Prof. Kenji Mori: Ein Rückblick auf die Geschichte der japanischen Krisendebatte unter Berücksichtigung von deren Konsequenz für die Plandiskussion
- Atsushi Tamaoka, Chen ChangAn: The Notes of Crisis (1857-1858) by Karl Marx

Sonnabend, 3. November
9:00 Uhr
- Dr. Carl-Erich Vollgraf: Nun also wieder der 6-Bücher-Plan? Über die Perspektivlosigkeit einer Legende
-Prof. Rolf Hecker: Thematische Vielfalt und inhaltliche Konstanten in den Studienmaterialien von Karl Marx
- Prof. Ehrenfried und Dr. Ulrike Galander: Die Londoner Hefte – eine Vorgeschichte des Aufbauplans
- Dr. Klaus-Dieter Block: Zur Struktur und zum Inhalt der geplanten Bücher über den auswärtigen Handel und den Weltmarkt
14:00 Uhr
- Dr. Roberto Fineschi: Überlegungen zu Marx’ Plänen einer Kapitaltheorie zwischen 1857 und 1865 (Neue Folge 2010, S. 58–76)
- Dr. Fritz Fiehler: Die Selbststrukturierung des Kapitals. Über die Architektur des zweiten Bandes des Kapitals
- Dr. Dieter Wolf: Zur Architektonik der drei ersten Bände des Marxschen Kapitals
- Xu Yang: Diskussion zum 6-Bücher-Plan in China
19:00 Uhr
Verleihung des Rjazanov-Preises 2012

Sonntag, 4. November
9:00 Uhr
- Christoph Lieber: Die sozialwissenschaftliche und politische Bedeutung der „Bauplandiskussion“ um die Marxschen „Kapitalentwürfe“. Zum Stellenwert des „Kapital im Allgemeinen“ als reeller Größe
- Prof. Michael Krätke: Lässt sich die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie vollenden?

Die Anreise erfolgt am 2.11. zwischen 16:00 und 18:00

Eine Veranstaltung in Kooperation mit dem Berliner MEGA-Verein und der Marx-Gesellschaft

Kosten: 30,00 Euro (inkl. Unterbringung und Versorgung), Tageskarte: 10,00 Euro

Wo?

Jugendbildungsstätte Kurt Löwenstein
Freienwalder Chaussee 8-10
16356 Werftpfuhl