Samstag, 18. Januar 2014, 11:00 bis 17:00, TAK im Aufbau Haus, Prinzenstr. 85 F, 10969 Berlin

"... daß die geistige Potenz gegen die Politik der Partei wirksam wird."

Diskussionen und Erinnerungen zum 100. Geburtstag Walter Jankas

Konferenz

Stets waren mit den sozioökonomischen Zielen der Linken auch kulturelle und kulturpolitische Vorstellungen verbunden. Dabei gab es zwischen diesen Polen immer wieder Spannungen. Wahrnehmbar waren sie insbesondere in den realsozialistischen Staaten zwischen den Zielen der führenden Partei und den Intellektuellen bzw. Künstlern. Die politische Führung wollte die Kultur oft ihren politischen Zielen unterordnen, sie für Agitation und Propaganda nutzen. Nicht wenige Intellektuelle aus dem Kulturbetrieb verwehrten sich diesem Bestreben zumindest zum Teil.
Während zu Lebzeiten Stalins ein Aufbegehren lebensgefährlich war, schien nach dessen Tod im Zuge des "Tauwetters" mehr kulturelle Freiheit möglich. Doch immer wieder kam es auch in der Folgezeit zu Brüchen, zu politischen Versuchen, die Intellektuellen auf Linie oder zum Verstummen zu bringen.
Walter Janka, 1914 in einer Arbeiterfamilie geboren und in diesem Milieu aufgewachsen, gehörte zu jenen Intellektuellen, die sich fast ein Leben lang in den Dienst der Partei stellten, obwohl sie mit deren Politik oft nicht einverstanden waren.
Janka geriet bereits im Spanischen Bürgerkrieg mit seinen eigenen Genossen in Konflikt, weil diese Stalins Kurs umsetzten. Im mexikanischen Exil etablierte er sich als Verleger und war nach seiner Rückkehr bei der Gründung der DEFA und des Aufbau-Verlages führend beteiligt. Doch schon bald geriet er in Konflikt mit der SED-Führung, wurde 1957 zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt und bekam nach der Haft eine Stelle als Dramaturg bei der DEFA. 1989 geriet er plötzlich wieder in den Fokus der Öffentlichkeit, als seine Memoiren im Deutschen Theater von Ulrich Mühe vor einem überfüllten Haus gelesen wurden.
Nach der Wende blieb Janka seinen politischen Überzeugungen treu und gehörte dem Ältestenrat der PDS an.
Im Rahmen der Konferenz wollen wir nicht nur sein Leben rekapitulieren, sondern zugleich fragen, warum Kommunisten im 20. Jahrhundert so gehandelt haben wie Janka und inwieweit er dies vor sich selbst gerechtfertigt hat.

Programm:

11:00 Uhr Vorstellung und Begrüßung
Grußworte von Birgit Pomorin (Helle Panke), Prof. Dr. Michael Brie (Rosa-Luxemburg-Stiftung) und Martin Lorentz sowie Nele Holdack (Aufbau Verlag)

11:30 - 13:00 Uhr Die Jahre 1942-57
Walter Janka als Verleger. Exilerfahrung, Remigration und die Arbeit im Aufbau-Verlag
Vortrag und Diskussion mit: Dr. Carsten Wurm (Autor des Buchs „Der frühe Aufbau-Verlag. 1945-1961. Konzepte und Kontroversen“)
Moderation: Sabine Schöneburg (Kulturwissenschaftlerin)

13:00 - 14:00 Uhr Mittagspause

14:00 - 15:30 Uhr Die Jahre 1962-73
Die Arbeit in der DEFA
Vortrag: Dr. Dieter Wolf (Dramaturg der DEFA und 1964 bis 1990 Leiter der von ihm gegründeten Gruppe BABELSBERG)
Moderation: Birgit Ziener (Literaturwissenschaftlerin, Helle Panke e.V.)

15.30 - 17:00 Uhr Die Jahre 1989/1990
Schwierigkeiten mit der Wahrheit? Jankas Rolle in der Wendezeit aus damaliger und heutiger Perspektive

Podiumsdiskussion mit: Dr. Jens-Fietje Dwars (freier Autor und Dokumentarfilmer), Dr. Dietmar Keller (Minister für Kultur der DDR von Nov. 1989 bis März 1990) und Christoph Links (Verleger und Autor)
Moderation: Alfred Eichhorn (Journalist und Mitherausgeber des Buches „Nach langem Schweigen endlich reden. Briefe an Walter Janka“)

Dokumente, Erinnerungen und Briefe an Walter Janka werden vorgetragen von Olaf Michael Ostertag

Begleitet wird die Konferenz von Filmausschnitten aus den Dokumentarfilmen:
„Schwierigkeiten mit der Wahrheit – Briefe an Walter Janka“ (Regie: Kathleen Newill und Friedrich Herkt, 2004) und „Aufgeben oder neu beginnen – Walter Janka“ (Regie: Karlheinz Mund, 1990)

Eine Konferenz in Zusammenarbeit von "Helle Panke" e.V. - Rosa-Luxemburg-Stiftung Berlin, dem Kulturforum der Rosa-Luxemburg-Stiftung, dem Aufbau-Verlag und dem TAK im Aufbau Haus.

Verkehrsverbindungen zu TAK:
U8 "Moritzplatz"
Bus M 29
Eine Wegbeschreibung finden Sie auf der Seite vom TAK.

Unter dem Titel "die Feindschaft zweier Dissidenten" berichtete die Tageszeitung Neues Deutschland am 21. Januar 2014 über dieses Kolloquium.

Kosten: 10,00 Euro / ermäßigt 7,00 Euro (inklusive Mittagessen)

Wo?

TAK im Aufbau Haus
Prinzenstr. 85 F
10969 Berlin