Dienstag, 1. September 2015, 19:00 bis 21:00, Helle Panke, Kopenhagener Str. 9, 10437 Berlin

"Tagsüber waren wir in einem normalen Gefängnis, die Folter war eher abends."

Zu Arbeit, Politik und Poesie der Bühne für Menschenrechte

Literatur und Gesellschaft

Residenzpflicht, Arbeits- und Ausbildungsverbot, Essensrationierungen und Ämternerv umreißen recht anschaulich den Alltag von Asylsuchenden in Deutschland.
Die Theaterarbeiten des Vereins Bühne für Menschenrechte geben einen wortgetreuen Einblick in diese Welt, indem Schauspieler*innen die Erlebnisse und Erzählungen der Refugees wiedergeben. Zuerst waren es Texte in Form von Asyl-Monologen: Refugees erzählen von ihrer Flucht und der deutschen Behörden- und Polizeigewalt hier. Seit einem Jahr sind daraus Asyl-Dialoge gewachsen: Refugees geben Einblick in von ihnen selbst organisierten Widerstand gegen die Verurteilungen und Maßregelungen, in politische Diskussionen und Solidarität, die sie hier erfahren. Und das Ganze auf der Bühne.
Das Konzept dieses dokumentarischen Theaters wollen wir an dem Abend vorstellen und gemeinsam diskutieren. „Es ist leicht, zu gucken, wie in anderen Ländern Menschenrechtverletzungen stattfinden“, so der Regisseur Michael Ruf, „aber welche Menschenrechtsverletzungen gegenüber Asylsuchenden im eigenen Land begangen werden, wird oft verschwiegen.“

Referent: Michael Ruf (Regisseur, Bühne für Menschenrechte[1])
Moderation: Birgit Ziener

Dazu aus dem Feuilleton von Die Welt vom 24. September 2015:

Warum Flüchtlinge jetzt oft "Refugees" heißen

"Flüchtlingswelle", "Refugees", "Völkerwanderung": In der aktuellen Flüchtlingsdebatte wird mit Sprache Stimmung gemacht. Unsere Wortwahl bei dem Thema verrät viel über unsere politische Haltung.

Von Matthias Heine[2] Feuilletonredakteur

Ob es denn stimme, dass die Kunst politisch sein müsse, wenn die Gesellschaft versagt, wurde der Theater-Regisseur Nicolas Stemann von einer Interviewerin des "Deutschlandfunks" gefragt. Stemann, der mit "Die Schutzbefohlenen" ein Stück inszeniert hat, in dem die Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek die Flüchtlingsproblematik verhandelt, antwortete zustimmend: "Gerade dieses Refugee-Thema zeigt das schon sehr."

Da war es wieder, das Schlagwort Refugees. Stemann fürchtete offenbar, mit seinem Anliegen nicht ernst genommen zu werden, wenn er nicht mindestens einmal diese Signalvokabel einstreut. Denn Linke erkennt man daran, dass sie von Refugees statt von Flüchtlingen reden, und je linker, desto mehr sind sie zum Gebrauch dieses Ausdrucks verpflichtet.

Die Formelsprache des linken Milieus

Ein aktuelles Beispiel: Eine "Bühne für Menschenrechte"[3] führt im Berliner Zentrum "Helle Panke" der Rosa-Luxemburg-Stiftung "Die Asyl-Dialoge" auf. Die Zusammenfassung des Inhalts illustriert ganz in einer Nussschale die Formelsprache des Milieus: "Die Theaterarbeiten des Vereins Bühne für Menschenrechte geben einen wortgetreuen Einblick in diese Welt, indem Schauspieler*innen die Erlebnisse und Erzählungen der Refugees wiedergeben. Zuerst waren es Texte in Form von Asyl-Monologen: Refugees erzählen von ihrer Flucht und der deutschen Behörden- und Polizeigewalt hier. Seit einem Jahr sind daraus Asyl-Dialoge gewachsen: Refugees geben Einblick in von ihnen selbst organisierten Widerstand gegen die Verurteilungen und Maßregelungen, in politische Diskussionen und Solidarität, die sie hier erfahren."... Weiterlesen[4]

Links:

  1. http://www.buehne-fuer-menschenrechte.de/
  2. http://www.welt.de/autor/matthias-heine/
  3. https://www.helle-panke.de/topic/3.html?id=1926
  4. http://www.welt.de/kultur/article145550890/Warum-Fluechtlinge-jetzt-oft-Refugees-heissen.html
Kosten: 2,00 Euro

Wo?

Helle Panke
Kopenhagener Str. 9
10437 Berlin