Samstag, 10. Mai 2014, 12:00 bis 19:00, RLS, Franz-Mehring-Platz 1, 10243 Berlin

"Without guarantees"

Einstiegsseminar in das Denken von Stuart Hall

Junge Panke

Stuart Hall hat sich selbst "Diaspora–Intellektueller" genannt, denn er war ein linker, postkolonialer Denker, kein abgehobener Theoretiker. Hall stritt innerhalb der Universität für den Aufbau von Cultural Studies als politischem Theorieprojekt. Er engagierte sich als Hauptschullehrer im armen Teil East Londons, gründete Vereine wie die „Sozialistische Gesellschaft“ und Zeitschriften wie die New Left Review.
Folgenreich war Halls Perspektive darin, von den Kolonien aus zu denken, von der Diaspora ins Zentrum der westlichen kapitalistischen Gesellschaften. Hall prägte den Begriff "Thatcherismus", der die Durchsetzung der neoliberalen Variante des Kapitalismus in England bezeichnet. Stark beeinflusst vom Denken Antonio Gramscis betonte Hall die politische Brisanz des Alltags oder die Wichtigkeit popularer Massenkultur. Die Veränderungen von Rassismus, die Kämpfe um Identität und Differenz, um Repräsentation und neue kollektive Formen von politischem Engagement durchziehen seine Arbeit.
Die Erneuerung der Linken und marxistischer Ansätze waren bis zu seinem Tod am 10. Februar 2014 Schwerpunkte seines eingreifenden Nachdenkens. Linke Politik soll überzeugen, sich nicht abschotten und ein kritisches Verhältnis zu den eigenen theoretischen und analytischen Grundlagen entwickeln. Eine Erneuerung des Marxismus, für die Hall sich stark machte, muss die "relative Autonomie" verschiedener Unterdrückungsverhältnisse und die Eigenlogiken der Kämpfe um sie anerkennen, um zu verstehen, wie sie auf verschiedenste Weise an der (Re-)Produktion von Kapitalismus beteiligt sind.
Mit der Hoffnung, dass es auch für das Gelingen von Herrschaft keine Garantie gibt, hat auch eine Linke keine Sicherheit, keine unfehlbare, moralisch überlegene, allein richtige Position. Politik machen wir "without guarantees", wie Hall das gerne nannte, ohne uns auf den Fortlauf der Geschichte verlassen zu können – Politik machen heißt immer auch Scheitern, Sackgassen und Umwege, also eine kritische, aber lernende Linke zu bilden.
Im Seminar werden wir mit Textausschnitten, einem biographischen Film und kurzen Inputs einen Einblick in Halls Perspektiven geben und Anregungen liefern, wie und warum wir nicht auf ihn verzichten sollten.

Eine Veranstaltung in Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung, Gesellschaftsanalyse und politische Bildung e.V.

TeamerInnen: Inva Kuhn und Janek Niggemann

Kosten: 7,50 Euro / ermäßigt 4,00 Euro (inklusive Essen)

Wo?

RLS
Franz-Mehring-Platz 1
10243 Berlin