Donnerstag, 6. Februar 2014, 19:00, Helle Panke, Kopenhagener Str. 9, 10437 Berlin

Die politische Bedeutung philosophischer Grundlagenprobleme

Eine Fallstudie aus dem Jahr 1934: Gustav Radbruch und Hugo Dingler für und wider den Relativismus

Philosophische Gespräche

Vom Kaiserreich bis ins "Dritte Reich" haben viele deutsche Universitätsphilosophen recht offen Nationalismus und Bellizismus zugearbeitet. Heute sind wir wieder im Krieg, im "Krieg gegen den Terror", und der letzte US-Präsident, Bush, hat die Natur dieses Krieges benannt: Ein Krieg der Guten gegen die Achse des Bösen. Was sagen nun die Philosophen der westlichen Welt dazu? Sie verraten uns zwar nicht, wer die Guten und die Bösen sind, aber sie arbeiten fleißig an der theoretischen Unterstützung eines solchen manichäischen Weltbildes – und somit der Entliberalisierung der Gesellschaft: Es kann nur das absolute Gute und Böse, Wahre und Falsche geben, jede Ambivalenz und jeder Pluralismus seien logisch und begrifflich unzulässig.
Der innerphilosophische Streit gegen den Relativismus wird rein theoretisch geführt. Kann man von ihm nun zu Recht sagen, dass er eine politische Bedeutung hat? Um auf diese Frage eine Antwort zu finden, wird in dem Vortrag noch einmal in die Vergangenheit geschaut und eine historische Fallstudie präsentiert: 1934 halten zwei Philosophen den Zeitpunkt für gekommen, politisch die Karten auf den Tisch zu legen: "Nur der Relativismus kann uns noch retten!", schreibt der Rechtsphilosoph Gustav Radbruch und entwickelt die politischen Konsequenzen: Demokratie, Rechtstaatlichkeit und Sozialismus. Zeitgleich schickt sich der strikt antirelativistische Wissenschaftsphilosoph Hugo Dingler an, neben der euklidischen Geometrie auch die völkische Ideologie a priori abzuleiten, um sich so den Nazis als Hofphilosoph anzudienen. An diesem Beispiel soll versucht werden, den Zusammenhang von Philosophie und Politik genauer zu benennen.

Eine Veranstaltung in Kooperation mit dem Institut für Sozialtheorie Bochum e.V.

Referent: Dr. Oliver Schlaudt, Promotion 2008, lehrt Wissenschaftstheorie am Philosophischen Seminar der Universität Heidelberg.


Kosten: 2,00 Euro

Wo?

Helle Panke
Kopenhagener Str. 9
10437 Berlin