Dienstag, 3. März 2015, 19:00 bis 21:00, Helle Panke, Kopenhagener Str. 9, 10437 Berlin

Ein Prozess in Prag – Das Volk gegen Rudolf Slánský und Genossen

Philosophische Gespräche

Jan Gerber: Ein Prozess in Prag by Helle Panke e.V. Rosa Luxemburg Stiftung Berlin

Im November 1952 fand in Prag der letzte stalinistische Schauprozess statt. 14 hochrangige Funktionäre des Staats- und Parteiapparats der Tschechoslowakei, darunter Rudolf Slánský, der vormalige Generalsekretär der Kommunistischen Partei, wurden beschuldigt, sich gegen die volksdemokratische Ordnung verschworen zu haben. Elf von ihnen wurden zum Tode verurteilt und kurz darauf gehenkt.
Der Slánský-Prozess unterschied sich nicht nur in seiner Größendimension, sondern auch durch seinen offen antisemitischen Charakter von den anderen politischen Prozessen des beginnenden Kalten Kriegs. Die Mehrheit der Angeklagten war jüdischer Herkunft; parallel zum Tribunal wurden Juden aus allen mittleren und höheren Positionen des Staats- und Parteiapparats verbannt. Diese Ausrichtung des Prozesses war zwar nicht zuletzt dem sowjetischen Interessenwandel im Nahen Osten geschuldet. Auf einer verborgenen Ebene steht der Slánský-Prozess indes auch für das Ende der Geltungskraft des Begriffs der Klasse.

Eine Veranstaltung in Kooperation mit dem Institut für Sozialtheorie Bochum e.V.

Referent: Dr. Jan Gerber (seit 2009 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Simon-Dubnow-Institut, er leitet dort das Ressort »Ereignis, Politik, Gesellschaft«)

Kosten: 2,00 Euro

Wo?

Helle Panke
Kopenhagener Str. 9
10437 Berlin