Donnerstag, 7. Oktober 2021, 18:00 bis 21:00, FMP1, Münzenbergsaal, Franz-Mehring-Platz 1, 10243 Berlin

Zur aktuellen politischen Situation in Belarus

Vorträge und Diskussion zu Sozialstruktur, Hintergründen, Perspektiven

Berlin von unten

Im Zuge und im Nachgang der Präsidentschaftswahlen im August 2020 kam es in Belarus zu öffentlichen Protesten gegen den Präsidenten Alexander Lukaschenko. Seither ist viel geschehen. Zwar ist der Präsident trotz zahlreicher Anschuldigungen noch im Amt. Nicht wenige ExpertInnen sind sich jedoch einig, dass das System seinen Zenit überschritten hat und eine Transformation vor der Türe steht. Wer sind die Beteiligten, was sind ihre Interessen, welche Sozialstruktur finden wir vor und wie könnte die Zukunft aussehen?
Über die Lage vor Ort informieren uns wollen wir mit unseren beiden Gästen nach ihren Vorträgen diskutieren. Anhand ihres Revolutionsbegriffs analysiert die Münchener Politologin Prof. Dr. Petra Stykow, warum die Proteste nach den letzten Präsidentschaftswahlen in Belarus um ein Vielfaches größer waren und länger andauerten als früher. Sie fragt auch, weshalb die Protestierenden das Ziel eines Machtwechsels bislang verfehlten und Alexander Lukaschenko sich im Amt halten kann. Stykow argumentiert, dass das Regime so lange stabil bleibe, wie die gesellschaftlichen Eliten und die Bürokratie hinter ihm stünden – allen Protesten der Bevölkerung zum Trotz. Die Revolution in Belarus sei insofern „verfrüht“, denn die Eliten tragen sie (noch) nicht mit.
Prof. Dr. Andrej Vardomatskij stammt aus Belarus und ist derzeit an der Universität Warschau tätig. Aus soziologischer Sicht geht er in seinem Vortrag auf Ursachen ein, die zur „sozialen Explosion“ nach den gefälschten Wahlen geführt haben. Kurzfristig seien etwa die Unzufriedenheit mit dem Krisenmanagement der Regierung während der Corona-Pandemie sowie das Misstrauen gegenüber der offiziellen Informationspolitik ausschlaggebend, langfristig betrachtet seien soziale, ökonomische und demographische Faktoren entscheidend. Vardomatskij schließt aus den empirischen Befunden, dass sich die belarusische Gesellschaft durch die Ereignisse des Jahres 2020 derart verändert habe, dass eine Rückkehr zum Status quo ante auszuschließen sei.

Eine Veranstaltung von Helle Panke in Zusammenarbeit mit Berliner Debatte Initial und dem Referat Europa der Rosa-Luxemburg-Stiftung.

Moderation: Thomas Müller (Berliner Debatte Initial)
Übersetzung: Dr. Wladislaw Hedeler

Kosten: 2,00 Euro

Wo?

FMP1, Münzenbergsaal
Franz-Mehring-Platz 1
10243 Berlin