Freitag, 22. Juni 2012, 19:00 bis Samstag, 23. Juni 2012, 21:00, Münzenbergsaal, Rosa Luxemburg Stiftung, Franz-Mehring-Platz 1, 10243 Berlin

Guatemala. Chile. Argentinien.

Aufarbeitung der Militärdiktaturen heute

Lateinamerika

Die Gesellschaften in Argentinien, Chile und Guatemala gehen sehr unterschiedliche Wege, was die Aufarbeitung der Verbrechen ihrer vergangenen Militärdiktaturen betrifft – und sie sind dabei verschieden erfolgreich. Vom Kampf für die Aufhebung der Amnestiegesetze bis hin zu ersten Verurteilungen verantwortlicher Militärs gab und gibt es weiterhin viele Widerstände aus den alten Strukturen zu überwinden. Die Aufhebung der Amnestieregelungen in Argentinien war ein wichtiger Durchbruch und bereitete den Weg für die dortige gerichtliche Aufarbeitung. Doch in Chile und Guatemala lassen die gesellschaftlichen Kräfteverhältnisse solche Schritte bislang nicht zu. Im November 2011 ist in Guatemala Otto Pérez Molina – ein Ex-General während der Militärdiktatur und Teil der damaligen Elite – zum Präsidenten gewählt worden. Zwar erkennt man in Guatemala den Genozid auf offizieller Seite inzwischen an, jedoch lässt die vom Präsidenten angekündigte Politik der „Harten Hand“ vermuten, dass im Falle Guatemalas die damaligen Ursachen der Gewalt in Zukunft zu ihrer Lösung herangezogen werden – ohne Lehren aus der Vergangenheit zu ziehen. Der Blick auf die aktuelle Situation in den Auseinandersetzungen um Geschichte in den drei Ländern wirft – über die bloße Bestandsaufnahme hinaus – viele Fragen auf. Welche gesellschaftlichen und politischen Kräfte ringen heute wie und mit welchen herrschaftlichen bzw. herrschaftskritischen Interessen um die Aufarbeitung? Der Blick in die zukünftige Entwicklung sowie eine solidarische Arbeit sollen die Frage nach der Geschichtspolitik in den drei Ländern ergänzen.

Programm:

Freitag, 22.6.2012

19:00 Begrüßung

19:30 Medien und politisches Gedächtnis
Diskussion mit Uli Stelzner (Regisseur) und Lucio Yaxon Guarcax (Musiker)
Moderation: Lucie Matting (Interbrigadas)
Im Anschluss Filmvorführung „La Isla. Archive einer Tragödie“ (2009)

Samstag, 23.6.2012

10:00-10:30 Staatsstreiche und Militärinterventionen in Lateinamerika nach 1945
Vortrag von Winfried Hansch (Alexander-von-Humboldt-Gesellschaft)

10:30-12:30 Guatemala. Gescheiterte Wahrheitskommission und aktuelle Erinnerung
Mit Uli Stelzner (Filmautor), Dirk Bornschein (Politologe und Autor) und Lucio Yaxon Guarcax (Musiker)
Moderation: Verona Wunderlich (Rosa Luxemburg Stiftung)

12:30-13:30 Mittagspause

13:30-15:30 Chile. Kollektives Gedächtnis und begrenzte Strafverfolgung in der Postdiktatur
Mit Isidoro Bustos (ehem. Direktor im Justizministerium der Allende-Regierung) und Leonor Abujatum Berndt (Literaturwissenschaftlerin Universität Potsdam)
Moderation: Birgit Ziener (Helle Panke)

16:00-18:00 Argentinien. Starke Zivilgesellschaft und der Weg zur Gerechtigkeit
Diskussion mit Wolfgang Kaleck (Anwalt) und Julieta Mira (Aktivistin aus Argentinien)
Moderation: Malte Greger (Interbrigadas)

18:00-18:30 Pause

18:30-20:30 Kampf gegen das Vergessen und für internationale Gerechtigkeit in Lateinamerika. Abschlusspodium
Mit Dirk Bornschein (Politologe und Autor), Julieta Mira (Aktivistin aus Argentinien) und Wolfgang Gehrcke (außenpolitischer Sprecher der Linksfraktion im Bundestag)
Moderation: Winfried Hansch

Die Veranstaltung findet überwiegend auf deutsch statt. Eine spanische Übersetzung steht zur Verfügung.

Übersetzer: David Wende, Felix Wiesner, Jonas Holldack

Verona Wunderlich hat in der RosaLux 2/2013 zum Thema der Konferenz geschrieben.

Kosten: 1,50 (Freitag) /5,00 Euro (inklusive Mittagessen)

Wo?

Münzenbergsaal, Rosa Luxemburg Stiftung
Franz-Mehring-Platz 1
10243 Berlin