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Heft 21: Faschismusanalyse und Marxismuskritik bei Simone Weil

Vortrag am 10. Dezember 2010

Von: Hendrik Wallat

Heft 21: Faschismusanalyse und Marxismuskritik bei Simone Weil

Reihe "Philosophische Gespräche", Heft 21, 2011, 45 S., A5, 3 Euro plus Versand

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Reihe "Philosophische Gespräche", Heft 21, 2011, 45 S., A5, 3 Euro plus Versand

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Inhalt

Vorwort

Karina Müller / Hendrik Wallat
Weils Faschismusanalyse
Erste Einschätzungen Weils aus Frankreich – Bedingungen einer Deutschen Revolution
Weils Analyse der sozialen und politischen Strukturen Deutschlands im Jahre 1932
Im Spannungsfeld der Krise – die soziale Lage in Deutschland
Die Parteien
Die NSDAP
SPD und Gewerkschaften
Die Arbeiterschaft in der Gefangenschaft – Partei und Gewerkschaften in der Krise
Die KPD
KPD und Gewerkschaftsarbeit
Die politische Taktik der KPD
Die KPD zwischen Einheits- und Querfront
Die innere Struktur der KPD
Die Rolle der Komintern
Die politische Gesamtkonstellation im Spannungsfeld zwischen Revolution und Faschismus
Ausblick?

Hendrik Wallat
Weils Marxismuskritik

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LESEPROBE

Vorwort

Das politische Denken der französischen Anarchistin und religiösen Mystikerin Simone Weil (1909–1943) ist hierzulande wenig bekannt.[1] Abgesehen von Heinz Aboschs wichtigen Textübersetzungen[2] und seiner gelungenen Weilinterpretation[3], die in vielerlei Hinsicht von uns geteilt wird, ist Weil als politische Denkerin in Deutschland weitestgehend vergessen oder unbekannt. Die folgenden Ausführungen intendieren daher primär zentrale Aspekte des politischen Denkens der jungen, außergewöhnlichen Revolutionärin, ihre Faschismusanalyse und Marxismuskritik, vorzustellen. Auf eine weitergehende Rezeption der Sekundärliteratur, die Darstellung biographischer Details sowie eine ausführliche kritische Auseinandersetzung wird dabei bewusst zugunsten einer textnahen Wiedergabe derjenigen Reflexionen Weils verzichtet, die den Autoren bedenkens- und bewahrenswert erscheinen. Dieses Vorgehen stellt nicht allein einen Tribut an den begrenzten Umfang einer Broschüre dar, sondern soll vielmehr dazu dienen, dem Leser eine eigenständige Lektüre dieser heterodoxen Denkerin schmackhaft zu machen und nicht durch einen Überschuss an Interpretation und vorauseilender Kritik zu verderben.

Es ist dabei nicht beabsichtigt, eine weitere Heiligenlegende von Weil zu erdichten. Weil war eine extreme Persönlichkeit, der wir keineswegs auf all ihren abgründigen Wegen zu folgen vermögen. So wie sie extrem abirren konnte, am abschreckendsten vielleicht in Bezug auf das Judentum und den Antisemitismus, so extrem unbestechlich war bisweilen ihre politische Urteilskraft. Letzteres wollen die beiden Texte an ihrer Faschismusanalyse und Marxismuskritik verdeutlichen, die in diesem bestimmten Sinne bewusst selektiv verfahren. Die Ausführungen zu Weils Faschismusanalyse stellen dabei eine gemeinsam erarbeitete und verfasste Zusammenfassung eines erheblich umfangreicheren Manuskripts von Karina Müller dar. Der Text über Weils Marxismuskritik ist eine überarbeitete Fassung meines Vortrags, den ich am 9.12.2010 in der 'Hellen Panke' gehalten habe. Er entstammt einer umfangreichen Forschungsarbeit zu linker Kritik am Bolschewismus.[4] Hiermit ist auch unser primäres Erkenntnisinteresse benannt, welches nicht so sehr die Weilforschung, sondern die Geschichte radikaler Emanzipation und ihr persistierendes Scheitern ist, die, um der Idee universeller Freiheit willen, nach illusionsloser Kritik verlangen.

Unsere Broschüre ist der Erinnerung an 'Oma' Müller gewidmet, die völlig unerwartet von uns gegangen ist. Zu einem nicht geringen Anteil war es ihr Verdienst, dass wir in den Genuss derjenigen Muße kamen, von der schon Aristoteles wusste, dass sie eine notwendige Bedingung für philosophische Reflexion und wissenschaftliche Arbeit ist. Besten Dank für alles, wir werden dich nie vergessen!

[1] In dem entsprechenden Band des opus magnum des wohl bedeutendsten deutschsprachigen politischen Ideengeschichtlers der Gegenwart hat Weil es nicht einmal in das zwölfseitige Namensregister geschafft. Vgl. Ottmann, Henning: Geschichte des politischen Denkens. Das 20. Jahrhundert. Der Totalitarismus und seine Überwindung, Stuttgart 2010. Symptomatisch für eine einseitig theologisch fokussierte Weilrezeption ist aber auch das Buch von Wimmer, Reiner: Simone Weil. Person und Werk. Freiburg 2009, das sich über die links-libertäre Weil ausschweigt. Einen Kontrapunkt zur theologischen Weilrezeption setzt allerdings der wichtige Sammelband von Jacquier, Charles (Hg.): Lebenserfahrung und Geistesarbeit. Simone Weil und der Anarchismus, Nettersheim 2006.

[2] Vgl. Weil, Simone: Unterdrückung und Freiheit. Politische Schriften, aus dem Französischen übersetzt und mit einem Vorwort von Heinz Abosch, München 1975; Weil, Simone: Fabriktagebuch und andere Schriften zum Industriesystem, aus dem Französischen übersetzt und mit einer Einleitung versehen von Heinz Abosch, Frankfurt/M 1978.

[3] Vgl. Abosch, Heinz: Simone Weil. Zur Einführung, Hamburg 1990.

[4] Eine Veröffentlichung ist unter dem Titel Dialektik der (Konter)Revolution. Aspekte und Probleme linker Bolschewismuskritik geplant.

  • Preis: 4.00 €