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Heft 13: Stalin, Stalinismus, Stalinismen

Ein Beitrag zur Sozialismusdebatte

Von: Thomas Marxhausen

Heft 13: Stalin, Stalinismus, Stalinismen

Reihe "Philosophische Gespräche", Heft 13, 2009, A5, 3 Euro plus Versand

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Reihe "Philosophische Gespräche", Heft 13, 2009, A5, 3 Euro plus Versand

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Inhalt

Vorsatz
Unumgängliche Bemerkungen
Stalinismen
Vergleich und Gleichsetzung
Stalinismus als Sozialismus?
Lenins Erbe?
Die vertagte Weltrevolution
Ursachen des Terrors
Produktion der „Schräubchen“
Alternativen
„Überlistung“ des historischen Materialismus?
Donquichotterie
Apologetik
Nachsatz

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LESEPROBE

Vorsatz
„Die Geschichte ist Gegenstand einer Konstruktion, deren Ort nicht die homogene und leere Zeit sondern die von Jetztzeit erfüllte bildet.“ Hier setzen die folgenden Ausführungen an. Es geht um die Stellungnahme zu der Geschichte, die die Sozialismusdebatte durchdringt und welche oft als „Stalinismus“ bezeichnet wird. Der öffentliche Streit dreht sich weniger um die Geschichte der Sowjetunion als die der DDR. In linken Köpfen (wie in solchen, die sich dafür halten) geistert ein Abwägen zwischen den „guten“ und „schlechten“ Seiten jener Zeit herum oder deren Verklärung nimmt teils so groteske Züge an, dass man sich fragt, ob die behauptete Zeitzeugenschaft nicht durch eine totale Anamnese entwertet ist. Wie dem sei – das Problem sind nicht die individuellen Sichten auf das, was war, sondern die davon geprägten Haltungen zur Gegenwart und hinsichtlich dessen, was nötig ist, Zukunft zu gestalten. „Der Historismus stellt das ‚ewige’ Bild der Vergangenheit, der historische Materialist eine Erfahrung mit ihr, die einzig dasteht. Er überlässt es andern, bei der Hure ‚Es war einmal’ im Bordell des Historismus sich auszugeben. Er bleibt [...] Manns genug, das Kontinuum der Geschichte aufzusprengen.“ Das Vorgehen ist identisch mit Kritik. Kritik ist Kritik, wenn sie „radikal“ und willens ist, „die Sache an der Wurzel [zu] fassen.“ Die Wurzeln des Stalinismus reichen tief in die Geschichte der Gesellschaft wie die Geschicke, das Erleben, Erinnern, Empfinden und Denken der Einzelnen. Wie sie herausgerissen werden, kommt der ganze verdrängte und verleugnete „alte Dreck“ (Marx/Engels) ans Tageslicht. Mit dem Kraftakt erweist sich die Linke theoretischen Widersachern und politischen Feinden überlegen. Damit er gelingt, muss von Stalin zu Marx zurückgefunden werden, um mit Marx gegen den „Stalinismus“ anzutreten. Dass das subjektiv schwer fallen mag, ist verständlich; dass es unumgänglich ist, paukt uns das tägliche Ringen um Hegemonie ein – verstanden statt als Realisierung der „Generallinie“ als „Übereinkunft der assoziierten Willen“.


„Die Geschichte ist Gegenstand einer Konstruktion, deren Ort nicht die homogene und leere Zeit sondern die von Jetztzeit erfüllte bildet.“ Hier setzen die folgenden Ausführungen an. Es geht um die Stellungnahme zu der Geschichte, die die Sozialismusdebatte durchdringt und welche oft als „Stalinismus“ bezeichnet wird. Der öffentliche Streit dreht sich weniger um die Geschichte der Sowjetunion als die der DDR. In linken Köpfen (wie in solchen, die sich dafür halten) geistert ein Abwägen zwischen den „guten“ und „schlechten“ Seiten jener Zeit herum oder deren Verklärung nimmt teils so groteske Züge an, dass man sich fragt, ob die behauptete Zeitzeugenschaft nicht durch eine totale Anamnese entwertet ist. Wie dem sei – das Problem sind nicht die individuellen Sichten auf das, was war, sondern die davon geprägten Haltungen zur Gegenwart und hinsichtlich dessen, was nötig ist, Zukunft zu gestalten. „Der Historismus stellt das ‚ewige’ Bild der Vergangenheit, der historische Materialist eine Erfahrung mit ihr, die einzig dasteht. Er überlässt es andern, bei der Hure ‚Es war einmal’ im Bordell des Historismus sich auszugeben. Er bleibt [...] Manns genug, das Kontinuum der Geschichte aufzusprengen.“ Das Vorgehen ist identisch mit Kritik. Kritik ist Kritik, wenn sie „radikal“ und willens ist, „die Sache an der Wurzel [zu] fassen.“ Die Wurzeln des Stalinismus reichen tief in die Geschichte der Gesellschaft wie die Geschicke, das Erleben, Erinnern, Empfinden und Denken der Einzelnen. Wie sie herausgerissen werden, kommt der ganze verdrängte und verleugnete „alte Dreck“ (Marx/Engels) ans Tageslicht. Mit dem Kraftakt erweist sich die Linke theoretischen Widersachern und politischen Feinden überlegen. Damit er gelingt, muss von Stalin zu Marx zurückgefunden werden, um mit Marx gegen den „Stalinismus“ anzutreten. Dass das subjektiv schwer fallen mag, ist verständlich; dass es unumgänglich ist, paukt uns das tägliche Ringen um Hegemonie ein – verstanden statt als Realisierung der „Generallinie“ als „Übereinkunft der assoziierten Willen“.

Stalin und -ismus. Thomas Marxhausens Broschüre in der »Hellen Panke«. Anmerkungen

Walter Ruge

Die »Helle Panke«, die Rosa-Luxemburg-Stiftung Berlin, hat in ihrer Heftreihe »Philosophische Gespräche« eine sehr sorgfältig recherchierte Neuerscheinung zu einem scheinbar abgehakten Thema herausgegeben: »Stalin, Stalinismus, Stalinismen« von Thomas Marxhausen. Es handelt sich um eine Fülle von Angeboten, Autoren, Meinungen, Zitaten. Der Autor führt den Leser von Antonio Gramsci, Roy Medwedew, Gerhard Lozek zu Klaus Kinner und vielen anderen; vom »real existierenden Sozialismus« zum »Postsozialismus« und »Frühsozialismus«. Man lernt etwas über »historischen Stalinismus«, »Stalinismus im engeren Sinne«, vom »eigentlichen Sozialismus«, vom »Stalinismus im weiteren Sinne«, vom »Poststalinismus«, ja vom »Antistalinismus« und »Stalinismus in den Farben der DDR«.

Thomas Marxhausen: Stalin, Stalinismus, Stalinismen. Helle Panke, Berlin 2009, 60 Seiten, 3 Euro plus Versand. Bezug: Helle Panke, Kopenhagener Straße 76, 10437 Berlin, Tel.: 030/47538724, Fax: 030/47378778, E-Mail: info@helle-panke.de

Walter Ruge (geb. 1915) lebte seit 1933 im sowjetischen Exil, 1941 zu zehn Jahren Lagerhaft verurteilt, danach im hohen Norden, rehabilitiert, 1958 Übersiedlung in die DDR

  • Preis: 4.00 €