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Heft 160: Rote Projekte für den grünen Umbau

Was linke und andere Konzepte bieten, wenn es um die Bewältigung der Öko-Krisen geht -- Beiträge der Veranstaltung vom 30. Mai 2011

Von: Frank Adler, Detlef Bimboes und Hans Thie

Heft 160: Rote Projekte für den grünen Umbau

Reihe "Pankower Vorträge", Heft 160, 2011, 60 S., A5, 3 Euro plus Versand

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Inhalt

Klaus Steinitz
Vorbemerkungen

Frank Adler
Gesellschaftliche Auswege aus der Öko-Krise – Konzepte im Überblick
1. Drei Konzepttypen im sozial-ökologischen Diskurs
2. Nützliche Vielfalt
3. Ausblick

Detlef Bimboes
Wachsen und Weichen – Produktion, Lebensweise und Konsum umwälzen
1. Vision 2050 – Gegenwart meistern, Zukunft anpacken
2. Baustellen der großen Transformation

Hans Thie
Knallrot und sattgrün – die Sozialisten und die ökologische Frage
1. Was DIE LINKE zur Ökologisierung von Wirtschaft und Gesellschaft beitragen kann
2. Weshalb eine kritische Auffassung der Wirtschaft eine durchgehend ökologische sein muss
3. Wie Wirtschaft und Gesellschaft zu verändern sind, um das Wachstumsdilemma zu überwinden
4. Was die Theorie leisten muss, wenn sie der Praxis helfen will

 

Zum Thema des Heftes fand am 30. Mai 2011 eine Veranstaltung der Hellen Panke e.V. – Rosa-Luxemburg-Stiftung Berlin statt. Die überarbeiteten Beiträge der drei Referenten, Dr. Frank Adler, Dr. Detlef Bimboes und Dr. Hans Thie, bilden den Inhalt des vorliegenden Heftes. Die Leitung der Diskussion lag in den Händen von Prof. Dr. Klaus Steinitz, der auch die einleitenden Worte zu dieser Publikation schrieb.

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LESEPROBE

Klaus Steinitz
Vorbemerkungen

Dass die ökologischen Lebensgrundlagen der Menschheit in Gefahr sind, ist kaum noch strittig. Kontrovers hingegen wird diskutiert, wie tief die Ursachen dafür in den sozioökonomischen Strukturen, Lebensweisen und Weltsichten der modernen kapitalistischen Gesellschaft wurzeln. Wie radikal müssen dementsprechend gesellschaftliche Alternativen sein, um Auswege aus der ökologischen Krise zu ermöglichen? Welche grundlegenden Veränderungen in der Produktions-, Arbeits- und Lebensweise sind notwendig, um den neuen und größeren Herausforderungen der Umweltkrise gerecht zu werden? Welche Konzepte und Strategien liegen hierzu vor, worin bestehen ihre Gemeinsamkeiten und ihre Unterschiede? Worin müssten die Charakteristika eines "roten Projekts für den grünen Umbau" bestehen?

Zu diesen Problemen fand am 30. Mai 2011 eine Veranstaltung der "Hellen Panke" e.V. – Rosa-Luxemburg-Stiftung Berlin statt. Die überarbeiteten Beiträge der drei Referenten: Dr. Frank Adler, Dr. Detlef Bimboes und Dr. Hans Thie bilden den Inhalt des vorliegenden Heftes.

In dem Beitrag von Frank Adler wird ein instruktiver Vergleich der wichtigsten vorliegenden Konzepte, die für sich beanspruchen, Auswege aus der ökologischen Krise aufzuzeigen, vorgenommen. Dieser Vergleich betrifft vor allem die jeweils als wesentlich angesehenen gesellschaftlichen Ursachen für die ökologische Krise, die für Veränderungen aufgezeigten gesellschaftlichen Alternativen und Visionen sowie die Wege und Akteure, um die erforderlichen sozialökologischen Transformationen einzuleiten und zu realisieren.

Detlef Bimboes macht die Größenordnungen der bis 2050 zu erreichenden Verringerung im Ressourcenverbrauch und im CO2-Ausstoß deutlich und begründet die dazu erforderlichen tiefgehenden Veränderungen in den Strukturen des gesellschaftlichen Reproduktionsprozesses. Davon ausgehend charakterisiert er die notwendigen Veränderungen auf verschiedenen Gebieten des ökologischen Umbaus, von den Energieträgerstrukturen, über die Materialherstellung, die Ressourceneffizienz und das Recycling bis zu den nachwachsenden Rohstoffen sowie die für einen solchen Strukturwandel erforderlichen Instrumente.

Hans Thie stellt Inhalt und Leitsätze eines "roten Projekts für den grünen Umbau" vor. Er weist nach, dass die ökologischen Herausforderungen nur in Verbindung mit einem Umbau von Wirtschaft und Gesellschaft zu meistern sind. Die ökologischen Gefahren weisen eindringlich auf die Aktualität und Vordringlichkeit erhöhter Anstrengungen für eine sozialistische Alternative hin.

Alexander Amberger hat im ND Berlin-Ausgabe vom 19.10.2011, S. 17, einen Artikel zum Heft gechrieben:

Das Tina-Prinzip ist tot. Neue Publikation zeigt, dass sozialökologische Alternativen machbar sind.

Alexander Amberger

Margaret Thatcher betete in den 1980er Jahren mantraartig das Dogma vor, es gebe keine Alternative zu Privatisierungen und mehr Markt. Dieses »Tina« (»There is no alternative«) genannte Prinzip wurde zur Allzweckwaffe der Neoliberalen und ist heute noch aus keiner Talkshow wegzudenken. Auch Angela Merkel macht davon Gebrauch, doch seit Ausbruch der Finanzkrise geht es Tina immer schlechter: Heute sind wir zum Glück wieder an einem Punkt, an dem Alternativen nicht mehr nur gedacht, sondern im Kleinen auch schon gelebt werden.

In Anbetracht der sich zuspitzenden Krisenfaktoren – Finanzkrise, Krise der Industriegesellschaft, Ressourcenkrise und Klimakrise – sind Alternativmodelle und Visionen von ökologisch sowie sozial ausgeglichenen Gesellschaften wichtiger denn je. Aufgegriffen wurde die Suche danach auch vom Berliner Verein Helle Panke in einer Veranstaltung Ende Mai. Unter dem Titel »Rote Projekte für den grünen Umbau« sind nun drei Beiträge dieser Konferenz veröffentlicht worden.

Die Autoren gehen dabei unterschiedlich an das Thema heran. Frank Adler präsentiert einen Überblick über ökologische Transformationsmodelle. Anhand von elf Beispielen zeigt er, wie breit das Spektrum der grün orientierten Theoretiker und Aktivisten ist, und stellt deren Ansätze vom radikalen Antikapitalismus bis zum sehr realpolitischen »Green New Deal« vor. Adler stellt sich dabei auf keine Seite, sondern setzt auf den Diskurs zwischen den Akteuren »als geistiges und praktisches Labor«.

Im Beitrag von Detlef Bimboes geht es darum, wie eine Welt von morgen aussehen könnte, in der das Gleichgewicht zwischen Mensch und Natur hergestellt ist. Er hält wenig von den Glücksversprechen grüner Technologien einerseits und von Forderungen nach (Zwangs-)Askese andererseits. Vielmehr entwi r f t er ein utopisches Zukunftsbild, das als realisierbares Fernziel dienen soll. Skizziert wird eine Gesellschaft, in der die Widersprüche zwischen Mensch und Natur überwunden sind. Bimboes‘ Konzept vom Übergang zu dieser Gesellschaft wirkt etwas zu idealistisch, potenzielle Widersprüche werden ausgeklammert, müssten aber diskutiert werden.

Konkreter beschäftigt sich Hans Thie mit dem Übergang zu einem ökologischen und demokratischen Sozialismus. Er hat dabei insbesondere die Linkspartei vor Augen, der er nahelegt, sich programmatisch nicht nur auf die soziale Frage zu beschränken und damit den Bündnisgrünen die Ökologie zu überlassen. Es sei verkehrt, nur den »Green New Deal« sozial flankieren zu wollen. Vielmehr solle die Partei Ökologie und soziale Gerechtigkeit als untrennbare Einheit begreifen.

Alle drei Texte regen zum Nachdenken über die Machbarkeit eines grünen Sozialismus an. Deshalb können sie gut in linke Theoriedebatten einfließen.

Alexander Amberger

  • Preis: 4.00 €
  • Erscheinungsjahr: 2011