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Heft 114: Die CDU in der späten DDR

Zum Wirken der Bezirksverbände Magdeburg und Halle

Von: Sebastian Stude

Heft 114: Die CDU in der späten DDR

Reihe "hefte zur ddr-geschichte", Heft 114, 2009, 60 S., A5, 3 Euro plus Versand

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Reihe "hefte zur ddr-geschichte", Heft 114, 2009, 60 S., A5, 3 Euro plus Versand

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INHALT

1. Einleitung
1.1. Quellenlage
2. Das politische System der DDR
2.1. Der Führungsanspruch der SED
2.2. Demokratischer Block
2.3. Nationale Front
2.4. Einheitslisten und Volksvertretungen
3. Rolle und Bedeutung der CDU
Exkurs: Die Satzung der CDU
4. Die CDU 1989/90
4.1. Frühjahr und Sommer
4.2. Die friedliche Revolution
4.2.1. Der „Brief aus Weimar“ im September
4.2.2. Der Machtwechsel im November
4.2.3. Der Sonderparteitag im Dezember
4.3. Die Bezirke Magdeburg und Halle
4.3.1. Die Generallinie
4.3.2. Bündnispartner neuer Qualität
4.3.3. Emanzipierung und Profilierung
4.3.4. Abkehr
5. Fazit
6. Anhang
Literatur
Zeitungen
Archive
Internet

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LESEPROBE

1. Einleitung

Die CDU tut sich mit dem Umgang ihrer Geschichte in der DDR schwer. Ein Grund dafür ist offensichtlich die politische Vergangenheit der CDU im ostdeutschen Teilstaat einerseits und der politische Machtanspruch der CDU in der Gegenwart andererseits. Aus politischem Kalkül distanziert sich die CDU von ihrer Geschichte und ihrer Verantwortung in der SED-Diktatur.

Die vorliegende Studie untersucht die CDU-Bezirksverbände Magdeburg und Halle im Jahr 1989. Den Schwerpunkt der Untersuchung bildet der Zeitraum der friedlichen Revolution ab Oktober 1989. Der Verfasser will herausarbeiten, wodurch das Verhalten einzelner Vertreter der CDU und der Partei als ganzes während des gesellschaftlichen Umbruchs in der DDR geprägt war. Wie verhielt sich die CDU in den genannten Bezirken gegenüber der aufkommenden Protestbewegung Anfang Oktober 1989, welchen programmatischen Wandel durchlebten die CDU-Bezirksverbände und welche personellen Konsequenzen wurden in der Partei gezogen? An diesen Fragen orientiert sich die vorliegende Studie, die nicht den Anspruch besitzt einen endgültigen Forschungsstand zu liefern. Vielmehr geht es dem Verfasser darum, wesentliche Tendenzen, Kon-fliktlinien und Kontexte herauszuarbeiten.

In der vorliegenden Studie sind vergleichsweise viele und ausführliche Zitate aus Zeitungsartikeln und internen Arbeitspapieren untergebracht. Mit ihrer Hilfe soll ein möglichst authentisches Bild der Ereignisse und die kontextuale Bedeutung der Fakten herausgearbeitet werden. Anhand von Zeitungsartikeln wird beispielsweise die Außendarstellung beziehungsweise die Inszenierung der CDU in der SED-Diktatur deutlich. Während interne Arbeitspapiere der Nationalen Front verdeutlichen, was es in der DDR bedeutete Vorsitzender der Arbeitsgruppe „Christliche Kreise“ zu sein.

Den empirischen Darstellungen zu den Bezirken Magdeburg und Halle hat der Verfasser grundlegende Ausführungen zum politischen System der DDR und zur DDR-weiten Entwicklung der CDU während der friedlichen Revolution vorangestellt. Falls nicht ausdrücklich anders erwähnt, ist in der vorliegenden Studie mit „CDU“ die damalige Partei in der DDR gemeint.

1.1. Quellenlage

Die Quellenlage zur CDU für den Zeitraum der friedlichen Revolution 1989 ist kompliziert. Das Parteiarchiv der CDU ist bis zum Frühjahr 1991 vollständig von Ost-Berlin nach Sankt Augustin bei Bonn gebracht worden. Dort befindet sich das „Archiv für Christlich-Demokratische Politik“ der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung.[1] Die Einbeziehung dieser überlieferten Quellen in die vorliegende Studie war aus Zeitgründen leider nicht möglich. Eine Anfrage des Verfassers beim Archiv der Konrad-Adenauer-Stiftung ergab, dass die Quellenlage zu den einzelnen Kreisverbänden der CDU unterschiedlich gut ist. Beispielsweise enden die Überlieferungen des Kreisverbandes Wittenberg bereits im Jahr 1977. Dagegen sind zum Kreisverband Magdeburg-Stadt Überlieferungen bis in das Jahr 1990 vorhanden. Aufschlussreich sind vermutlich die Überlieferungen der Bezirksverbände Magdeburg und Halle der CDU. Hier sind Protokolle von Kreissekretariats-Dienstbesprechungen, Beschlussvorlagen der Bezirkssekretariate, Protokolle von Kreisvorstands- und Kreissekretariatssitzungen und Informationsberichte der Kreisverbände an die jeweiligen Bezirksverbände überliefert und zugänglich.[2]

Für die vorliegende Studie konnte der Verfasser die Bestände des Stadtarchivs Magdeburg und des Landeshauptarchivs Sachsen-Anhalt nutzen. Aussagekräftige Informationen enthielten insbesondere die überlieferten Quellen der verschiedenen Ausschüsse der Nationalen Front und der jeweiligen SED-Kreisleitungen. Denn anders als der Quellenfundus der CDU sind die Aktenüberlieferungen der SED nach dem Dependanceprinzip in den jeweiligen Landesarchiven untergebracht.

Darüber hinaus sichtete und analysierte der Verfasser die Tageszeitungen „Volksstimme“, „Freiheit“, „Neue Zeit“ sowie die Magdeburger und die Hallesche Ausgabe der Zeitung „Der Neue Weg“. Die „Volksstimme“ und die „Freiheit“ gaben die SED-Bezirksleitung Magdeburg beziehungsweise Halle als Tageszeitungen heraus. Die „Neue Zeit“ war das republikweit wichtigste Mitteilungsblatt der CDU in der DDR. „Der Neue Weg“ gehörte zu den fünf regionalen Tageszeitungen, die die CDU mit einer Gesamtauflage von etwa 270.000 Exemplaren in der DDR herausgab.

Die Analyse der CDU-Zeitungen vermittelt einen Eindruck von der ange-strebten Außendarstellung der Partei in der DDR. Parteiinterne Konflikte, Debatten oder Machtkämpfe können mit ihrer Hilfe aber kaum rekonstruiert werden – hierfür wären die innerparteilichen Überlieferungen der CDU hilfreich. Alle CDU-Zeitungen unterschieden sich hinsichtlich ihrer tagespolitischen Meldungen kaum von den verschiedenen SED-Zeitungen. So veröffentlichten die CDU-Zeitungen beispielsweise Grußadressen des Zentralkomitees (ZK) der SED an das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) in denen es hieß: „Durch entschlossenes und vorbeugendes Handeln leisten sie [die Mitarbeiter des MfS] (...) einen unverzichtbaren Beitrag für den Frieden, die Stärkung des Sozialismus, die zuverlässige Sicherung der Macht der Arbeiter und Bauern und das Wohl des Volkes“.[3] Auch zum 33. Jahrestag der Gründung der Nationalen Volksarmee (NVA) im März 1989 übermittelten die CDU-Zeitungen Glückwünsche an die NVA für deren „wahrhaften Friedensdienst“.[4]

[1] Ute Schmidt: Von der Blockpartei zur Volkspartei? Die Ost-CDU im Umbruch 1989–1994, Opladen 1997, S. 19.

[2] Email von Dr. Manfred Agethen an den Verfasser vom 27. Januar 2009.

[3] „Der Neue Weg“, Magdeburg, 8. Februar 1989, Titelseite.

[4] Ebd., 1. März 1989, Titelseite.

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