Publikationen

Suchmaske
Suche schließen

Heft 083: Zwangsarbeit in Workuta. Deutsche Häftlinge über Stalinismus und Repression

Mit einer Vorbemerkung von Wladislaw Hedeler

Von: Wilfriede Otto

Heft 083: Zwangsarbeit in Workuta. Deutsche Häftlinge über Stalinismus und Repression

Reihe "Pankower Vorträge", Heft 83, 52 Seiten, 3,00 Euro plus Versand

Inhaltsverzeichnis

Vorwort Wladislaw Hedeler: Zur Geschichte von Workuta

Einleitung
Workuta
Max Menzel - Klassenbruder der Sowjetunion
Aus Freunden werden Feinde
Der Krieg und seine Folgen
Hors Henning - "Hier überlebst Du nicht"
Der Aufstand in der Lagerabteilung Nr. 10
Horst Henning und Max Menzel geraten in die große Politik
Heimkehr in gegensätzliche Welten
In Workuta verstorbene Deutsche
Während des Aufstand 1953 erschossene und verletzte Deutsche
Deutsche Häftlinge in Workuta
Literaturauswahl
Abkürzungen

Dokumente
Auskunftsbericht der Sonderabteilung der Verwaltung des Retschlag über den Häftlingsbestand zum 1. August 1953. PV 83, S. 12.

Wolfgang Sabaht hat in Das Blättchen, Berlin, 10. November 2008, Heft 23, S. 20-21 zur Veranstaltung und zum Heft geschrieben:

Im Mai 2006 verließ ich (gleichsam fluchtartig) die Veranstaltung eines Berliner „Bildungsvereins“ Der Grund: Mein Nervenkostüm war dem Auftritt etlicher Besucher nicht gewachsen. Es war an dem Abend um das Thema „Workuta“ gegangen. Im Podium als auskunftsbereite und auskunfst[fähige] ehemalige deutsche Deportierte. Der Abend dürfte für sie insofern nicht ganz unproblematisch gewesen sein, als es sich bei dem Verein um eine pds-nahe Institution handelte … . Und im Publikum einige, die es – wieder mal – besser wußten und sich auch nicht genierten, dieses selbstbewußt und lauthals kundzutun. Ihr – vorgeblich linkes – Mantra: Es sei Krieg gewesen, und die Deutschen, und überhaupt, und „Überspitzungen“. Es war nicht auszuhalten. Ich ging.
Jetzt liegt seit etlichen Monaten ein neues Workuta-Buch vor, einer der Herausgeber war Workuta-Häftling, verurteilt zu 25 Jahren, und bei der Veranstaltung zugegen. Es darf nun mit bitterer Gewißheit davon ausgegangen werden, daß die Klientel der Relativierer nicht zu diesem Buch greifen wird. Und wenn sie sich doch dazu herabläßt, dann wird es ihre Kreise kaum stören. Und jeder SS-Mann oder Nazifunktionär, der ihnen in solcherart „Lagerliteratur“ begegnet, wird sie in ihrer kruden Geschichtsauffassung bestärken, na gut, die Überspitzungen, die hätten nicht unbedingt sein müssen.
…Es gibt Bücher die sich einer Rezension sperren. Nicht, weil sie es nicht verdienten, rezensiert zu werden, sondern weil sie potentielle Rezensenten ob ihrer Kraft des Faktischen, der Dokumentarischem eben eigen ist, zu einer Art beredter Sprachlosigkeit verdammen. Mir jedenfalls ging es so mit vorliegendem Titel. Zumal auch er wie unzählige ähnliche Bücher davor jenen hilflos läßt, der immer noch auf der Suche nach dem „Warum?“ ist.

Für den gewöhnlichen Irrsinn stalinsowjetischen Lagersystems mag „das groteske Zeugnis“ stehen, das der „Leiter der Sonderabteilung, Koshemjakin“ in Vorbereitung eines Prozesses gegen Streikführer erstellte; am 4. August 1953 hätten sich demnach in Workuta befunden:

1. Spione: USA 1.062; England 422; Türkei 19; Iran 25; Afghanistan 14; China 26; Japan 74; Frankreich 121; Italien 2; Finnland 36; Rumänien 66; Deutschland 1.062; Spanien 1; Benelux 2; Bulgarien und Jugoslawien 2; Ungarn und Tschechoslowakei 6; Polen 12; Skandinavien: 2; Vatikan 1; Baltikum 9 – [GESAMT ] 2.964; 2. Diversanten 495; 3. Terroristen 2.162; 4. Trotzkisten 177; 5. Menschewiki 9; 6. Sozialrevolutionäre 3; 7. Anarchisten 10; 8. Nationalisten: ukrainische 10.495; weißrussische 160; georgische 16; armenische 27; aserbaidshanische 5; estnische 1.521; lettische 1.075; litauische 2.935; moldauische 4; pantürkische 2; panislamistische 6; jüdische 55; polnische 510; ungarische 1. – [GESAMT ] 2.631; 9. Weißemigranten: 53; 10. Mitglieder anderer antisowjetischer Organisationen und Gruppen: aufständische 427; kirchliche und Sekten 594; profaschistische 458; andere Organisationen und Gruppen 1.152 - GESAMT 2.631; 11. Personen, die wegen antisowjetischer Kontakte und feindlicher Tätigkeit eine Gefahr darstellen: Flucht ins Ausland und zum Feind mit antisowjetischen Zielen 550; verantwortliche Funktionen im Dienst der Okkupanten 2.588; Geheimagenten im Dienst der Okkupanten 2.479; Beteiligung an Greueltaten und an der Auslieferung von Sowjetbürgern 3.069; Überläufer aus dem Ausland mit unbekannten Absichten 4; sozial gefährliche Elemente mit Verbindung zu ausländischen Diensten 204; sozial gefährliche Elemente mit antisowjetischen Verbindungen 3.862; ihrer Vergangenheit nach sozialgefährliche Elemente 34; Mitglieder militärischer faschistischer Formationen 473. – [GESAMT ] 13.263 [INSGESAMT] 38.579

[Wladislaw Hedeler und Horst Hennig (Hg.), Schwarze Pyramiden, rote Sklaven – Der Streik in Workuta im Sommer 1953, Leipziger Universitätsverlag 2007, 290 Seiten, 32 Euro]

Die Veranstaltung zum Thema "Zwangsarbeit in Workuta. Deutsche Häftlinge in Erinnerung an Stalinismus und Repression 1931 bis 1956" fand am Mittwoch, den 3. Mai 2006 statt. Als Zeitzeugen nahmen teil: Alewtina Grumbach, geb. Menzel, Dr. Horst Hennig und Erwin Jöris. Die Einführung in das Thema übernahm Dr. Wilfriede Otto. Zur Veranstaltung lag das Heft 83 in der Reihe "Pankower Vorträge" vor: Zwangsarbeit in Workuta. Deutsche Häftlinge über Stalinismus und Repression.

  • Preis: 4.00 €
  • Erscheinungsjahr: 2006