Lateinamerika
Die allgemeine Wahrnehmung der Beziehungen zwischen den USA und Lateinamerika in den 1960er und 1970er Jahren ist von asymmetrischen Machtbeziehungen, Militärinterventionen und der Unterstützung diktatorischer Regime vor dem Hintergrund des Kalten Krieges geprägt. Weitgehend unbeachtet sind bis jetzt jedoch die mannigfaltigen kulturellen und politischen Austauschprozesse zwischen den schwarzen Communities der westlichen Hemisphäre: Die afroamerikanische Bevölkerung der USA setzte mit Bürgerrechts- und Black-Power-Bewegung globale Impulse, die auch zahlreiche Afro-Latinas in der Karibik, Kolumbien, Brasilien und anderswo dazu inspirierte, die nationalen Mythen von der Abwesenheit des Rassismus in ihren Gesellschaften in Frage zu stellen und ein Bewusstsein für die Zugehörigkeit zur afrikanischen Diaspora zu entwickeln.
Der Vortrag gibt einen vergleichenden Einblick in die widersprüchliche Geschichte von Rassismus und Antirassismus in den USA und Lateinamerika mit einem Fokus auf der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Nicht zuletzt wird es darum gehen, wie Migrationsbewegungen und Musik dazu beigetragen haben, einen Nord-Süd-Dialog zwischen afrodiasporischen Communities in den Amerikas zu entfalten, bei dem die durch nationalistische und essentialistische Ideologien und Diskurse vorgegebenen Trennlinien überschritten wurden und neue, transnationale Identitätskonstruktionen entstanden sind.
Eine Veranstaltung in Kooperation mit der Alexander-v.-Humboldt-Gesellschaft und interbrigadas e.V.
Referent: Matti Steinitz (freischaffender Journalist, er forscht zu afroamerikanischer Geschichte und Kultur und bereitet seine Promotion zum Thema „Soul und Black Power in interamerikanischer Perspektive“ am Center for InterAmerican Studies der Universität Bielefeld vor)
Moderation: Dr. Frank Engster