Philosophische Gespräche
Das Denken und Werk Friedrich Nietzsches wurde von der SED weitestgehend ignoriert oder negiert. Der Philosoph galt als Wegbereiter des Faschismus und als Antisozialist. Die Ablehnung Nietzsches begründete sich theoretisch auf Georg Lukács' Kritik an ihm. Dessen Standpunkt galt in der DDR bis Ende der 70er Jahre als unumstößlich.
Als 1986 von einigen Kulturfunktionären der Versuch unternommen wurde, am Nietzschebild minimal zu rütteln und eine kleine Öffnung vorzunehmen, war es der Lukács-Anhänger Wolfgang Harich, der am vehementesten dagegen agierte. Es entspann sich eine Diskussion in der Zeitschrift "Sinn und Form", die in Harichs Forderung "Ins Nichts mit ihm!" gipfelte.
Zugleich wurde im Süden der Republik lokal an Nietzsche erinnert und auch ausländischen Wissenschaftlern wie z.B. Mazzino Montinari die Erschließung der Originalquellen im Weimarer Archiv ermöglicht.
Was sagt die Ächtung Nietzsches über das Wesen der DDR-Philosophie aus? Welche verdeckten Motive spielten bei dem Streit in den 80er Jahren eventuell noch eine Rolle? Und warum trat Harich dabei so vehement auf?
Darüber informieren und diskutieren:
Prof. Matthias Steinbach (Historisches Seminar der TU Braunschweig) und
Dr. Andreas Heyer (Herausgeber des Harich-Nachlasses)
Eine Veranstaltung in Kooperation mit dem Institut für Sozialtheorie Bochum e.V.